FOTO: © Schaubühne / Franziska Lantermann

La Enciclopedia del Dolor

Das sagt der/die Veranstalter:in:
Im Juni 2021 überraschte den galicischen Dramatiker und Regisseur Pablo Fidalgo auf der Frontseite der Tageszeitung EL PAÍS ein Bild seiner früheren Schule, einer von Maristen-Priestern geleiteten Einrichtung in Vigo im Nordwesten Spaniens. Die Aufdeckung hunderter Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen durch die Zeitung drängte ihn zurück an die Orte seiner Kindheit: Was hatte er übersehen? Woran erinnerte sich sein Körper, sein Unterbewusstsein, obwohl sein Geist es vergessen und verdrängt hatte? Gonzalo Cunill, dem Schaubühnen-Publikum durch zahlreiche Gastspiele von Rodrigo García bekannt, betritt für diesen Monolog von Pablo Fidalgo erneut die Bühne beim FIND. Fälle von sexuellem Missbrauch und Gewalt wurden in Spanien jahrzehntelang vertuscht. So beginnt Pablo Fidalgo seine auf mehrere Teile angelegte »Enzyklopädie des Schmerzes« mit einem »Band I« unter der Überschrift »Esto que no salga de aquí« (»Das darf den Raum nicht verlassen«), ein Ausspruch, den er aus seinem Elternhaus kannte und der klarstellen sollte, dass über etwas nur privat und zu Hause gesprochen werden sollte. Jahrzehntelang bemühte sich die spanische Kirchenhierarchie, tausende Fälle von Kindesmissbrauch zu vertuschen. 2018 schuf EL PAÍS deshalb eine Plattform, um Betroffenen eine Stimme zu geben. Tausende Nachrichten gingen ein. Mehrere hundert Fälle wurden allein in den letzten beiden Jahren aufgedeckt und öffentlich dokumentiert. 2022 erkannte die spanische Bischofskonferenz die Recherchen an und stellte fest, dass diese offenbar nur die Spitze des Eisbergs bilden: »Wir kommen aus einer Kultur der Verschleierung und des Verschweigens.« Dieses Ignorieren und Verdecken ist dabei bezeichnend für das Verhältnis Spaniens zu seiner Vergangenheit und Gewaltgeschichte. In radikaler Reduktion der Mittel, gegen jedes Opferpathos und fern von Sensationslust, entwirft Fidalgos Monolog die Radiographie eines Landes, in dem sich Inquisition und Franco-Diktatur noch täglich im Leben spiegeln und stellt fest: »Esto, finalmente, saldrá de aquí« / »Endlich wird das den Raum verlassen«. Pablo Fidalgo forscht als Künstler zu Fragen der Erinnerungskultur anhand seiner eigenen Familienbiografie. Er veröffentlicht Lyrik und wirkt als Kurator, Dramatiker und Regisseur seiner eigenen Texte. Beim FIND ist er zum ersten Mal in Deutschland zu Gast. Mit: Gonzalo CunillKünstlerische Mitarbeit: Amalia AreaSuper-8-Bilder: Manuel Lareo CostasVideo: Eduardo TejadaLicht: Bruno SantosKünstlerische Assistenz: Carla R. CabanéProduktionsleitung: Elena Martínez Produktion: ElenaArtesescenicas, Wiener FestwochenFundación Teatro de la Abadía

Location

Schaubühne am Lehniner Platz Kurfürstendamm 153 10709 Berlin

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