... VON ... BIS ...
17.7. BIS 20.10.24
Von der in Wien ansässigen Künstlerin Martina Kresta (*1976) präsentiert das Sprengel Museum Hannover im Sprengel Focus zwei Werke, die als Ankauf und Schenkung nun Teil der Sammlung sind: Einen großformatigen Kulissenkarton mit spiralförmigen Kreisen, die allein unter UV-Bestrahlung sichtbar werden, sowie einen demontierten Planschrank, wie er oftmals in kreativen Ateliers zu finden ist. Kresta beschäftigt sich mit Fragen der Vergänglichkeit und konfrontiert ihr Publikum mit einer der grundlegendsten Fragen zur eigenen Existenz: Was tun wir der uns gegebenen Zeit an?
MATCH CUT, 11.–17.7.2007
Für ihre Arbeit „Match Cut“ arbeitet Kresta zwischen dem 11. und 17. Juli 2007 – legt also sieben Tage beziehungsweise 168 Stunden zugrunde, von denen sie 84 Stunden zeichnet. Die Zeichenzeit verteilt sie auf zwölf Kreiszeichnungen (neun in den Schubladen, davon zwei Blätter mit jeweils zwei Kreisen; zusätzlich noch eine Zeichnung ohne Schublade). Die Zeit, die sie je Zeichnung einsetzt, notiert sie auf ihren Arbeiten. Die Größe ihrer feinen Gebilde lässt somit auf die jeweilige Arbeitszeit schließen: je größer der Kreis, desto länger die investierte Zeit. Der Titel „Match Cut“ spielt auf die „fehlenden“, in den Arbeiten nicht sichtbar werdenden 84 Stunden an, die sie nicht auf das Zeichnen verwendet hat.
Krestas Kreiszeichnungen sind wie match cuts aneinandergefügt und überspringen die fehlenden 84 Stunden, in denen sie nicht gezeichnet hat. Match Cut bezeichnet eine Technik der Filmmontage, bei der Sequenzen aus unterschiedlichen Szenarien miteinander verbunden werden. So entsteht ein Erzählfluss, der eigentlich Unzusammenhängendes zusammenfügt wie bei einer Collage.
Teil der Arbeit „Match Cut“ ist auch ein Grafikschrank, der ursprünglich der Aufbewahrung und Konservierung von Papierarbeiten dient. Mit der Lagerung in Schubladen werden die Zeichnungen jedoch ihrer Sichtbarkeit entzogen. Kresta kehrt die Funktion des Schrankes ins Gegenteil: Er dient hier als Rahmen, ungeschützt vor Lichteinfall, der die Arbeit auf Dauer zersetzt. Kleine Papierstreifen, auf denen sie überschüssige Tinte abstreicht, zeugen vom Prozess des Zeichnens.
JENSEITS DES V-AUSSCHNITTS, AUFZEICHNUNG
23. JÄNNER–19. MÄRZ 2023 4H/TAG
Die Arbeit „Jenseits des V-Ausschnitts. Aufzeichnung 23. Jänner–19. März 2023 4h/Tag“ benennt ebenfalls die zum Aufzeichnen verwendete Zeit. Doch sie wird hier nicht sichtbar – das großformatige weiße Blatt ist scheinbar leer, so wie Zeit grundsätzlich nicht sichtbar ist. Die Künstlerin hat für ihre Zeichnung Agenten-Tinte benutzt, die erst unter UV-Licht sichtbar ist.
BLOOMING
„Blooming“ wiederum zeigt gezeichnete Kreise auf Pflanzenblättern. Die Zeichnungen fixieren die beim Zeichnen abgelaufene Zeit, während die Pflanzenblätter verwelken und so den Prozess der ablaufenden Zeit nachvollziehbar machen.
Kuratiert von Alexander Leinemann