Mit Pia Lamberty, Sozialpsychologin und Geschäftsführerin vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS)
Matthias Meisner, Journalist und Teil des Monitoring-Teams von „Gegenmedien als Radikalisierungsmaschine“
Michael Nattke, Fachreferent beim Kulturbüro Sachen e.V.
Moderation: Christoph Becker, Zentrum Liberale Moderne
Proteste, oft unter Beteiligung von Rechtsextremen, finden vor allem in Osten Deutschlands regelmäßig statt. Die allgemeine Unzufriedenheit groß, denn von Energiekrise und Inflation sind alle betroffen. Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut in der Demokratie, Protest ein legitimes Mittel der politischen Meinungsäußerung und demokratischen Teilhabe. Jedoch nutzen vermehrt Rechtsextreme, VerschwörungsideologInnen und „Alternativmedien“ diese Proteststimmung für ihre antidemokratische Agenda. Die Energiekrise ist hierbei nur ein Aufhänger. Mit dieser Instrumentalisierung von Ängsten und Verunsicherungen waren diese Akteure bereits in der Coronapandemie erfolgreich.
Auch in diesem Jahr ist ein ähnlich dynamischen Protestgeschehen zu erwarten, in dem sich verschiedener AkteurInnen aber auch unterschiedliche Themen von Corona über den Ukrainekrieg bis zur Energiekrise und Inflation vermischen. Die Anlässe für systemoppositionelle Mobilisierungen sind austauschbar, die Feindbilder ähneln sich: demokratische Institutionen, Wissenschaft, Qualitätsmedien und ihre VertreterInnen, zunehmend auch Geflüchtete und Engagierte. Aktuelle Debatten um Versorgungssicherheit oder Inflation gelten den antidemokratischen Anheizern der Proteste als Bestätigung ihrer Behauptung vom kranken Politiksystem oder mit Absicht erzeugten Krisen.
Welche Rolle spielen die sogenannten „Alternativmedien“ im Kontext der aktuellen Proteste? Die Coronapandemie hat ihre Reichweite gesteigert, Millionen Menschen nutzen sie als Informationsquelle. Viele der meist digitalen Kanäle verbreiten Verschwörungsmythen, Falschinformationen oder Desinformation und tragen so zu einer zunehmend parallelen Öffentlichkeit bei.
Die Querdenken-Bewegung, ImpfgegnerInnen, Verschwörungsgläubige, aber auch Rechtsextreme vor allem im Osten Deutschlands tragen die Erzählungen der „Alternativmedien“ auf die Straße – von Verschwörungserzählungen zu Pandemie oder Ukrainekrieg bis zum Aufruf zu Widerstand. Kreml-nahe Desinformation und Propaganda zum Krieg gegen die Ukraine und zu einem angeblichen Wirtschaftskrieg gegen Russland oder Deutschland schließen hier nahtlos an.
Die aktuellen Mobilisierungen zeigen, wie „Alternativmedien“ und andere AkteurInnen mit Desinformation, radikalisierten Inhalten und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aus den digitalen Echoräumen bis weit in die Gesellschaft wirken.
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