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O Quilombismo - Acts of Opening Again

Das sagt der/die Veranstalter:in:
Nous nous connaissons en foule, dans l'inconnu qui ne terrifie pas. Nous crions le cri de poésie. Nos barques sont ouvertes, pour tous nous les naviguons. Édouard Glissant, Poétique de la Relation Vom 2. bis 4. Juni 2023 feiert das HKW seine Wiedereröffnung mit einer Reihe von Konzerten, Lectures, Performances, Prozessionen, Lesungen und Ritualen sowie die Eröffnung der Ausstellung O Quilombismo: Von Widerstand und Beharren. Von Flucht als Angriff. Von alternativen demokratisch-egalitären politischen Philosophien. Ausgehend von der Geschichte der Institution – 1957 als Kongresshalle eingeweiht, 1989 ins Haus der Kulturen der Welt umgewandelt – rücken wir Kulturen des „Kongregierens“ – etymologisch betrachtet Kulturen des Zusammenkommens, des gemeinsamen Spazierengehens – in den Vordergrund: Praktiken, die Gemeinschaftlichkeit, Gastfreundschaft und die Werte der Pluralität mit sich bringen. Acts of Opening Again versteht sich als Vielzahl von Angeboten und Reflexionen zur Frage, was aufzugeben und was aufrechtzuerhalten ist, damit wir gemeinsam in la casa grande – dem großen Haus, diesem Planeten – wachsen können. Es ist ein Willkommensgruß an die Träger*innen und Vermittler*innen kulturellen und gemeinschaftlichen Wissens und ein Aufschließen der Türen, um gemeinsam einzutreten. Ein Ort, um zu lachen, zu tanzen, zu flirten, zu essen, sich aufzuregen oder traurig zu sein – ein Ort, um sich zu bewegen und bewegt zu werden. Ein Ort für die Verletzlichkeit und die Kraft unserer Präsenz. Ein Haus, um gemeinsam Hoffnung zu schöpfen und Respekt füreinander zu kultivieren. Eine Aktivierung der Archive unserer Körper und die zentrale Rolle des Körperlichen als Ort des Diskurses und der sozialen Transformation – mit diesen performativen Praktiken schafft das HKW Räume für den Ausdruck und die Begegnung einer Vielzahl von Körpern. Sie können uns in Gespräche verwickeln und reaktivieren Emotionen der Vergangenheit, um so die Bedingungen der Gegenwart besser ausdrücken zu können und eine heilsame Zukunft zu suchen.  An drei Tagen präsentiert das HKW in der Tradition von Ritualen des Neubeginnns Performances von María Magdalena Campos Pons und Ilê Obá Sileké, dem afrobrasilianischen Candomblé-Haus in Berlin, gefolgt von Jean-Daniel Lafontant. Bernardo Oyarzún lädt das Publikum ein, seine Unterstützung und Beteiligung am „Neubau“ des Hauses mit symbolischen Gaben zum Ausdruck zu bringen, ganz im Sinne von el medán, einer festlichen Praxis vorkolonialen Ursprungs, die auf einer Feier der Gegenseitigkeit beruht. Im gleichen Geiste einer solchen Orchestrierung lädt uns Hwati Masimba zu einer Zeremonie des Brotbrechens ein, die aus der Geschichte von Chimurenga, dem Befreiungskrieg der Shona und Ndebele im ehemaligen Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, entstanden ist. Bread Scores ist von ins Gefängnis geschmuggeltem Brot inspiriert – Mitstreiter*innen, Verwandte und Angehörige schickten versteckte Zeitungsausschnitte, Informationen über den laufenden Kampf, Worte der Solidarität und Unterstützung sowie Liebesbriefe, um die Einsamkeit der politischen Häftlinge zu lindern. Masimba versteckt in den Brotlaiben musikalische Partituren, die von traditionellen Chimurenga-Widerstandsgesängen inspiriert sind, und lädt Musiker*innen ein, sie zu interpretieren.  Auf den umlaufenden Fries im Foyer des HKW hat der Künstler Tanka Fonta eine kreisförmige Partitur gemalt, ein im Entstehen begriffenes Wandgemälde und eine bildlich-klangliche Komposition aus neun thematischen Sätzen, in suggestiven Sprachen als visuelle, akustische und poetische Impressionen orchestriert. Diese visuellen Partituren bilden den Ausgangspunkt für eine Hymne, die von Berliner Musiker*innen mit Fulani-, Dioula-, Bambara- und Wolof-Hintergrund arrangiert wurde. Quilombismo lässt sich auch durch Bezogenheit aufeinander und Bewusstsein voneinander erfahren, wie es im Bereich von Musik und Tanz in afrikanischen und afro-diasporischen Improvisationstechniken der Fall ist – mit Call-and-Response, Storytelling, generationsübergreifendem Wissensaustausch sowie der Macht und Spiritualität einer Gemeinschaft. Den Anfang macht der afro-kolumbianische Bullerengue: In Berlin lebende Mitglieder verschiedener Migrant*innen-Communitys, feministischer und anderer emanzipatorischer Gruppen und Interessensvertretungen sind eingeladen, in Workshops die ehrwürdige Tradition der bailes cantados – gesungene Tänze – zu erproben. In dem Wissen, dass der Körper der primäre Ort der Souveränität ist, lädt das HKW an seinem Eröffnungswochenende alle ein, visuelle, akustische, sensorische und choreografierte Erzählungen des Zusammenseins zu erleben und sich von der Philosophie und Praxis der vielstimmigen Performativität des quilombismo inspirieren zu lassen.

Location

Haus der Kulturen der Welt | HKW John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin

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