Das internationale Tanztheaterprojekt "INVISIBLE" von XXTanzTheater/Bibiana Jiménez und Annabelle Dvir/WOMEN OF SOUND aus Israel nutzte Tanz als Medium, um über Emotionen, Schmerz und Trauma zu sprechen; es bot uns die Möglichkeit, offen über unsere Erfahrungen als widerständige Frauen zu reflektieren – über das Erbe unserer Mütter und Großmütter, aber auch über noch nicht geschriebene Geschichten. Der Widerstand der Frauen in der Geschichte hat unser Leben geprägt, doch oft bleibt er in der Geschichtsschreibung unsichtbar.
Dieses Projekt, das im September 2023 nach zwei Jahren konzeptioneller Zusammenarbeit fertig geplant war, erfuhr durch die Ereignisse am 07.10.2023 und die daraus folgende aktuelle geopolitische Situation im Nahen Osten eine neue Dimension. Der Krieg hat mit seiner Brutalität und seiner polarisierenden Macht den offenen künstlerischen Dialog überschattet. Was bedeutet es, Kunst in Zeiten des Krieges zu schaffen?
„Was hast du gelernt, Deutschland?“, fragte Nan Goldin bei der Eröffnung ihre Ausstellung bei der National Gallery Berlin. Wir stellen die gleiche Frage, aber mit umgekehrter Richtung. Warum sollen wir im künstlerischen Diskurs polarisieren? Jede Stimme verdient, gehört zu werden, der Dialog musst aufrecht erhalten und die Freiheit sich zu äußern weiter gewährleistet bleiben.
Kunstdiskurse sollten die Vielfalt der Meinungen widerspiegeln. Müssen wir uns vor politischem Diskurs fürchten? Warum einseitig sprechen oder Partei ergreifen? In letzter Zeit nehmen antisemitische Tendenzen im künstlerischen Diskurs zu. Kunst steht für Freiheit und die Möglichkeit, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, ohne Angst vor Ausschluss oder Verurteilung haben zu müssen.
Am 07.12.2024 laden wir zum einen vielseitigen Abend voller Emotionen und Diskussionen ein; im Rahmen unseres Tanztheaterprojekts "INVISIBLE" bringen wir Tanz, Kunst und gesellschaftliche Reflexion zusammen und thematisieren die unsichtbaren Auswirkungen von Krieg auf die künstlerische Arbeit. Wie können wir in diesen Zeiten der Polarisierung trotzdem weiter zusammen arbeiten, weiter gemeinsam künstlerisch tätig sein? Und welche Aufgabe hat die Kunst im politischen Diskurs?