Ein dramatisches Gedicht von Henrik Ibsen
aus dem Norwegischen von Angelika Gundlach
«Peer, du lügst»: Bereits mit dem ersten Satz benennt Henrik Ibsen das zentrale Thema seines dramatischen Gedichts – die unscharfe Grenze zwischen Sein und Schein. Denn Peer, dessen Jugend von der Armut des bäuerlichen Milieus geprägt ist, erfindet sich mithilfe von Erzählung, Lüge und Fabulierkunst immer wieder neu – als Kosmopolit, Kolonialherr und sogar Kaiser.
Er lässt das Zuhause hinter sich, streift durch eine alles andere als idyllische Natur, landet im Reich der Trolle, deren sagenumwobener Zauber Peer aber auch nur als weitere Form ländlicher Kleinkariertheit erscheint, und begibt sich auf Reisen in der Ferne: Über Jahrzehnte und stets rastlos sucht er im Abenteuer auf offener See, in der Wüste, in der Welt nach seinem «Gynt’schen Ich», das «einem Heer aus Wünschen, Lust, Verlangen und Begehr, einem Ozean aus Fantasie» gleicht. Beim Versuch, «er selbst zu sein», wechselt Peer immer wieder die Identität – vom berauschten Goldgräber zum skrupellosen Menschenhändler und schließlich zum zynischen Propheten. Dabei gelingt es ihm nie, zu seinem «eigentlichen» Ich zu finden.
«Peer Gynt», jener «Faust des Nordens», ist ein satirisches, wildes, maßloses, rätselhaftes, alle Grenzen sprengendes Meisterwerk. Ibsen erzählt darin die Odyssee eines Ichsüchtigen, dessen Hybris allen (Ver-)Wandlungen zum Trotz bis ins hohe Alter und selbst im Angesicht des Todes bestehen bleibt. Regie führt mit Sebastian Baumgarten einer der profiliertesten Regisseur*innen seiner Generation, dessen bildstarke Inszenierung von «Dantons Tod» weiterhin im Repertoire zu sehen ist.
«Egoismus, Narzissmus und Lüge zeigen sich in <Peer Gynt> als Quellkraft eines kapitalistischen Gesellschaftssystems. Warum er auf seinen kolonialistischen Streifzügen durch die Welt auf keinen Widerstand trifft und keinerlei Korrektiv erfährt, werden wir untersuchen.» Sebastian Baumgarten
Künstlerische Leitung
Inszenierung Sebastian Baumgarten
Bühne Lena Newton
Kostüme Eleonore Carrière
Komposition Marc Sinan
Mitarbeit Musik Ilija Đorđević, Karsten Lipp
Licht Gerrit Jurda
Video Philipp Haupt
Dramaturgie Constanze Kargl
Preisinformation:
ab 10 € für Studierende