Preview des Dokumentarfilms "JENSEITS VON SCHULD" von Katharina Köster und Katrin Nemec.
In Anwesenheit und mit anschl. Gespräch mit den Regisseurinnen.
Ein schwarzer Schatten liegt auf dem Leben von Ulla und Didi Högel. Ein Schatten, den ihr als Serienmörder verurteilter Sohn über die Familie gebracht hat. Der Krankenpfleger Niels Högel hat in den Jahren von 1999 bis 2005 in Krankenhäusern in Oldenburg und Delmenhorst mindestens 87 Patient*innen getötet. Ermittlungen wegen Mordverdacht gab es in insgesamt 332 Fällen. Doch nicht Niels Högel steht im Fokus des Dokumentarfilms von Katharina Köster und Katrin Nemec, sondern seine Eltern. Wie gehen sie mit den Taten ihres Sohnes um? Wie gestaltet sich ihr Alltag? Wie ist das Verhältnis zu Niels heute? Sie beschönigen seine Taten in keiner Weise und haben trotz allem nicht mit ihrem Sohn gebrochen. Seine Taten haben auch das Leben seiner Eltern zerstört und sie müssen damit umgehen, dass es kein normales Familienleben mehr gibt. Und doch zeigt der Film zwei bodenständige Menschen in ihrem Alltagstrott, die ihren eigenen Weg mit den Verbrechen ihres Sohnes zu finden versuchen.
Gewinner des „kinokino Publikumpreises“ beim DOKfest München 2024.
Welchen Sinn ergibt es, einen Film über die Eltern eines Schwerverbrechers zu drehen? Ulla und Didi Högel leben einen durch und durch unspektakulären bürgerlichen Alltag. Sie sei dünnhäutiger geworden, sagt er. Sie erzählt offener von ihren Schwierigkeiten, mit dem Unfassbaren umzugehen. Er arbeitet noch immer in seinem Beruf als Krankenpfleger, die Kamera begleitet ihn zu ambulanten Diensten bei einem alten Mann.
(Bianka Piringer, www.kino-zeit.de)
Die Geschichte der Eltern ist ebenfalls eine tragische, wenn sie durch die Taten des Sohns selbst zu Opfern wurden. An einer Stelle überlegen sie, ob sie die Namen wechseln und an einen anderen Ort gehen sollten, um allem zu entkommen. Doch zum einen wollen sie das nicht, wollen nicht alles Gute aufgeben, das sie sich aufgebaut haben. Zum anderen ist es fraglich, ob es überhaupt ein Entkommen geben kann.
(Oliver Armknecht, www.film-rezensionen.de)