Strukturen und Prozesse geologischer, organischer, sprachlicher, abstrakter, mathematischer, kultureller, biologischer, taxonomischer und jeglicher anderen Art faszinieren Ralf Bertscheit und regen ihn zum künstlerischen Arbeiten an. Meistens entstehen dabei Bilder, manchmal auch Aktionen oder Installationen. Dabei folgt er dem künstlerischen Motto „Das Verstehen macht den Geist träge“ und konterkariert damit, bei aller Begeisterung für die Naturwissenschaften, eine allzu sehr durch Vernunft und Ratio gesteuerte wissenschaftliche Herangehensweise. Denn schließlich geht es hier um Kunst mit ihrer eigenen Sicht auf die Welt. Naturphänomene und natürliche Strukturen sind oft Ausgangspunkt seines Arbeitens, an ihnen arbeitet er zeichnerisch, malerisch und konzeptionell weiter. Damit versucht er, in erster Linie dem bearbeiteten Gegenstand Respekt zu erweisen, indem er ihn „sprechen“ lässt und ihn nicht durch eigenes künstlerisches Zutun bevormundet und umdeutet. Die Zurücknahme des eigenen Ichs ist dabei das beabsichtigte Prinzip, der Künstler als Schöpfer tritt zurück und in den Dienst der Natur und der Kunst. Zu Ende gedacht ist bei ihm nie etwas, alles in seiner Kunst ist stets erweiterbar und im Prozess des Werdens und der Veränderung begriffen. So will auch die Ausstellung in der Peripherie kein schlüssiges Bild oder zu Ende gedachtes Konzept zeigen, sondern Prozesse des künstlerischen Arbeitens, des Denkens und des nicht-zu-einem-Ende-Kommens. Und auch diesen Ansatz empfindet Ralf Bertscheit als Ausdruck des Respektes vor der Natur und vor ihren Prozessen.
Mittelpunkt der Ausstellung in der Galerie Peripherie wird eine ca. 6 x 5 m große Zeichnung sein, die aus 75 Landkarten Baden-Württembergs im Maßstab 1:50 000
entwickelt wurde. Weitere bildnerische und konzeptionelle Arbeiten werden die Ausstellung komplettieren. In ihnen beschäftigt sich Ralf Bertscheit mit den Fragen „Wer zeichnet ?“ und daraus folgend „Wo ende ich und wo beginnt die Welt ?“ Einen Einblick in die Arbeiten und Prozesse der letzten Jahre kann man auf der homepage www.ralfbertscheit.wordpress.com bekommen.