Zwischen 1904 und 1908 verübte Deutschland in seiner Kolonie „Südwestafrika” (dem heutigen Namibia) einen Völkermord an den Herero, Mbanderu und Nama. An drei Tagen des Fokus Investigative Arts zeigen wir in einzelnen Filmvorführungen die Reihe German Colonial Genocide in Namibia der Forschungskollektive Forensic Architecture/Forensis, die mit Völkermordaktivist:innen aus Nachfahren-Gemeinschaften zusammen gearbeitet haben, um Archivfotos und mündliche Zeugenaussagen in 3D-Modellen der Orte, an denen diese Gräueltaten verübt wurden, zusammenzuführen. Ihre Ergebnisse sind der Beginn einer Sammlung digitaler Beweise, die zur Unterstützung von Forderungen nach Landrückgabe und Wiedergutmachung herangezogen werden können.
RESTITUTING EVIDENCE: OKAHANDJA & OTJOZONDJUPA (WATERBERG)
Okahandja war die historische Hauptstadt von Hereroland, ein Ort, an dem das Volk der Herero regelmäßig seinen gefallenen Anführern sowie Helden und Heldinnen huldigt, und die angestammte Heimat des Maharero-Clans. Einige der ersten Kolonialfotos des damaligen „Südwestafrika” wurden 1876 hier aufgenommen. Obwohl solche Archivbilder Artefakte einer kolonialen Sichtweise sind, verwenden FA/Forensis sie zur Unterstützung der Landansprüche der indigenen Bevölkerung, um die Standorte der Ovaherero-Siedlungen zu identifizieren, die einst das Omuramba (saisonales Flussbett) des Okahandja-Flusses überspannten, und um eine Chronologie des deutschen Kolonisierungsprozesses zu erstellen.
Heute unter seinem kolonialen Namen „Waterberg“ bekannt, ist Otjozondjupa – was in Otjiherero, der Sprache des Herero-Volkes, „Ort der Kalebassen“ bedeutet – der Schauplatz eines entscheidenden historischen Wendepunkts. Otjozondjupa, wo der Aufstand der indigenen Bevölkerung stattfand, der den Herero als „Krieg des antikolonialen Widerstands“ bekannt ist, ist auch der Ort, an dem die deutsche Kolonialstrategie entscheidend in Richtung Völkermord schwenkte. Rund dreißigtausend Ovaherero suchten dort Zuflucht und schlossen sich den bestehenden Siedlungen des Kambazembi-Clans unter der Führung von Samuel Maharero an. Deutsche Kolonialtruppen bildeten ein Bollwerk, um die Herero daran zu hindern, nach Westen zu fliehen, und zwangen sie stattdessen in eine Region, die den Kolonisten als „wasserloses“ Omaheke Sandveld („Sandfeld“ in Afrikaans) bekannt war.
SWAKOPMUND
Swakopmund steht im Mittelpunkt des neuesten Teils der Untersuchung von FA/Forensis über den Völkermord an den Nama und Ovaherero durch das Deutsche Reich im heutigen Namibia. In Zusammenarbeit mit Ovaherero- und Nama-Aktivisten sowie traditionellen Führern richtet sich der Fokus dieser Untersuchung auf die historische Bedeutung der Hafenstadt.
Von 1904 bis 1908 befand sich in Swakopmund ein Konzentrationslager, das von der deutschen Kolonialarmee betrieben wurde. Zusammen mit Nachfahren von Überlebenden und Aktivist:innen haben FA/Forensis die Stadt so rekonstruiert, wie sie während des Völkermords existierte, und dabei den längst vergessenen Standort des Lagers sowie viele Orte der Zwangsarbeit in der gesamten Stadtstruktur aufgedeckt. Zusammen mit forensischen Archäologen untersuchten sie die unmarkierten Gräber der Opfer des Lagers am Rande der Stadt und deckten auf, wie diese durch die Stadtentwicklung gestört und zerstört wurden.
Forensic Architecture(FA) und Forensis nutzen Techniken der Raumanalyse und digitalen Modellierung, um staatliche und unternehmerische Gewalt, Umweltzerstörung und koloniale Hinterlassenschaften zu untersuchen. In Zusammenarbeit mit den indigenen Ovaherero- und Nama-Gruppen haben die beiden Agenturen eine mehrjährige Untersuchung des Völkermords durchgeführt, der von deutschen Kolonialtruppen in Namibia in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts verübt wurde. Ihre laufenden Forschungen, die diese gewalttätige Geschichte mit aktuellen Fällen staatlicher Gewalt in Deutschland und Palästina in Verbindung bringen, werden in einer Reihe von Filmen, einer Installation und einer Podiumsdiskussion präsentiert.
Sprachen: Englisch, mit deutschen Über-/Untertiteln
Barrierefreiheit: Rollstuhlgerecht, Sitzsackplatz verfügbar, klang- oder textstark, kostenlos
Preisinformation:
Eintritt frei, mit Anmeldung
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