Fragt man die Musiker der Rodgau Monotones nach dem Status ihrer Band, hört man Sätze wie „Wir sind ein unzerstörbarer Anachronismus“. Da klingt ein wenig Selbstironie an, auch sympathisches Understatement, vor allem aber viel Selbstbewusstsein. Schließlich ist die Band aus dem hessischen Hinterland seit 1977 unterwegs. Und das im Kern mit der selben Besetzung. Denn Sänger Peter „Osti“ Osterwold, die Gitarristen Ali Neander und Raimund Salg sowie Bassist Joky Becker und Schlagzeuger Mob Böttcher sind Gündungsmitglieder der Monotones. Worum es ihnen ursprünglich ging, daraus machen die Herren keinen Hehl. „Unsere erste Probe war geil und laut, wir ham Bier getrunken, ZZ Top geklaut ...“ setzten sie ihren Anfängen später in zwei Songzeilen ein Denkmal. Blues, Boogie und markanten Rockriffs sind sie auch in eigenen Liedern bis zum heutigen Tag treu geblieben. Im typischen „Rodgau Style“ mit treibendem Schlagzeug, einem stoischen Bass, jeder Menge fetter Gitarren, ekstatischen Gesängen und scharfem Gebläse als Bonus. Dafür sind längst Sängerin Kerstin Pfau als zweite Stimme und Saxophonist Matthias Dörsam mitverantwortlich.
Wer die Rodgau Monotones aufgrund all der Hessizismen und unüberhörbarem Lokalkolorit in den Texten nach wie vor für ein regionales Phänomen begreift, schaue sich einmal die Geschichte der Rodgau Monotones im Zeitraffer hier im Anhang an. Da wird schnell deutlich, dass die Gruppe ein unverzichtbarer Teil der deutschen Rockgeschichte ist. Nur das muss man selbst erfassen, denn Marketing und Selbstvermarktung war nie das Ding des Monotones. Sie seien eine Marke mit einem Vermittlungsproblem haben sie dazu einmal gesagt. Aber in der raren Spezies deutschsprachiger Rock’n’Roller haben sie die Nase dennoch ganz weit vorne und sind nach wie vor eine der besten Liveacts hierzulande. Unprätentiös bei aller spielerischer Klasse. Unaufgeregt und vielleicht auch ein wenig bequem. Denn ständig zwischen Garmisch und Flensburg zu touren ist nicht ihr Ding. Aber wenn sie dann wieder mal in der Fabrik in Hamburg auftreten, ist die Hütte voll. Die Lust am Spielen hat bei ihnen immer Priorität. Viele Songtitel auf dem neuen, inzwischen 14. Studioalbum, augenzwinkernd-angeberisch „Genial“ getauft, signalisieren das. „Vollgas“, „Mama Lauda“ (sprich „Mach’ mal lauter“), „Wie geil ist das denn“, „Wenn’s abgeht“, „Das macht uns keiner nach“ (mit dem Credo: Lieber laut als tot ...) und „Immer noch Spaß“. Das kam auch in benachbarten Bundesländern an. So konnten man auf der Website des SWR unter der Überschrift „Wuchtiger Boogie Rock“ lesen: „Die hessischen Spaßrocker kombinieren auf ihrem ersten Studioalbum seit sieben Jahren einmal mehr wuchtigen Boogie-Rock à la ZZ Top mit saftigen Bläsersätzen, fast schlagerhaft eingängigen Hooklines und natürlich witzigen Texten. Wie immer bleibt darüber hinaus Raum für nachdenkliche Zwischentöne, und auch die berühmten Stilparodien fehlen nicht – diesmal müssen die Shanty-Rumpel-Rocker von Santiano dran glauben. Musikalisch, musikantisch und produktionstechnisch passiert das alles auf hohem Niveau. Genial? Zumindest bestechend.“ Und trotzdem wird das Septett immer mal wieder mit Klischees wie „Klamaukband“ oder „Festzelt Rocker“ konfrontiert. Doch da hat Ali Neander die richtige Antwort parat: „Gerade in Zeiten, in denen Rockmusik immer ironiefreier und humorloser zu werden scheint, müssen bewährte Kräfte wie wir für Abhilfe sorgen. Aber zwischen all dieser Partylaune verstecken sich auch zahlreiche kleine textliche Gemeinheiten und, hört, hört, auch so etwas wie ein politischer Anspruch.“
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tba