Vernissage 28.11.
19:00
Music by Grischerr
Die Arbeiten der Malerin Julia Dick schaffen durch ihre Leuchtkraft und ihre eigensinnige Formensprache unmittelbare Wirkungen und bleibende Eindrücke. Die auch als Autorin arbeitende Wahlkölnerin lässt ihre grossformatigen Gemälde bewusst in einer intuitiv und ergebnisoffen gehaltenen Arbeitsweise entstehen.
Ihre Erkundungen der ikonischen Potentiale bieten die Anlässe zu spontanen Setzungen und assoziativen Eingebungen, Form und Inhalt entwickeln in diesem freien Spiel ein vielschichtiges Miteinander. Dabei haben die Bilder an ihrem Entstehen einen aktiven Anteil, den einzelnen Schritten auf dem Weg zum fertigen Gemälde liegen Entscheidungen zugrunde, welche durch das Bild, seine Genese und seine
Wirkungen motiviert wurden. Das Bild und seine Schöpferin treten in ein Verhältnis oszillie-
render Medialität, sie verändern sich wechselseitig.
Die Gemälde werden so zu Zeugen und Trägern einer doppelten Selbstwerdung. Wer bereit ist, sich ihnen und den von ihnen ausgehenden Möglichkeiten ein Stück weit zu überantworten, kann den Versuch wagen, den in die Bilder eingegangenen Prozess mit den eigenen Sinnen nachzuvollziehen, mit eigenen Assoziationen und Wahrnehmungen, Affekten und Gefühlen zu nähren, eigene Eindrücke zu gewinnen oder zu verarbeiten.
Die teilweise poetischen Titel der Malereien geben dabei zwar scheinbar konkrete Hinweise, klären das Rätsel der Bedeutung jedoch nie vollständig. Die zwischen expressiver Konkretion und figurativen Andeutungen changierenden Kompositionen entfalten den ebenso kindlichen wie kryptischen Symbolismus einer Erfahrung zwischen Traum und Erinnerung. Gerade aufgrund seiner Unzuverlässigkeit verstärkt dieser für die Betrachtenden die Möglichkeiten, in einen je eigenen Prozess der Sinngebung einzutreten. Im Rezeptionsprozess emanzipieren sich die Bilder von den ihnen eingeschriebenen Festlegungen.
Anstatt die Intimität der ursprünglichen Begegnung zu offenbaren, machen sie das Angebot, gemeinsam ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der auktoriale Vorgang zielt in diesem Sinne nicht auf die Übertragung einer Information, sondern auf die Bündelung und den Transfer kreativer Kräfte im und durch das Bild.
Es gewinnt subjektive Lebendigkeit als Akteur mit einer eigenen und vielgestaltigen Agenda, welche sich in den Begegnungen mit den Betrachtenden jeweils aktualisiert. Selbstredend entzieht sich diese Autonomie jeder ontologischen Verfestigung. Sie bleibt als Projektion eines existentiellen Bedürfnisses ein Versprechen, welches sich nur unter der Bedingung einlösen kann, dass es ernst genommen wird. Oder auch nur eine nützliche Fiktion.
Nun gilt dieser Befund ohnehin auch für die Idee der Autonomie schlechthin und die ihr zu-
grundeliegenden Vorstellungen von Freiheit. Im Miteinander mit den Bildern eröffnet sich so
ein Reflexionsspiel, welches sich auch auf die Möglichkeiten menschlicher Subjektivität er-
streckt. Von ihnen geht die eigentümliche Wirkmächtigkeit aus, sich als Co-Autoren in den
autofiktionalen Prozess der Betrachtenden einzuschreiben. Die Bilder werden zu den künst-
lerischen Vehikeln einer Erfahrung, die nicht bei den Dingen verweilt, sondern auch die
Schauenden selbst zum Gegenstand hat.
Text: frz torky
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