„Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle zusammen.“ Johannes Brahms schob die Karriere seines noch ziemlich unbekannten Freundes Antonín Dvořák kräftig an. Aus dem Papierkorb des Tschechen, so meinte Brahms, könne sich jeder andere „die Hauptthemen zusammenklauben“. Brahms unterstützte seinen jüngeren Kollegen mit guten Kontakten und praktischen Tipps.
Dvořák legte seinem Mentor auch bei persönlichen Treffen neue Kompositionen vor. Dessen 8. Sinfonie fand Brahms „musikalisch fesselnd und schön“, wenngleich er zu viel „Nebensächliches“ darin fand. Hatte Brahms recht? Hören Sie selbst diese melodienblühende, folkloristisch getönte Achte mit ihrem feurigen Schwung und hinreißenden Walzern.
Wie schwer es ist, sich als Komponist einen Namen zu machen, musste der junge Brahms am eigenen Leib erfahren. Sein gewaltiges 1. Klavierkonzert wurde bei einer wichtigen Aufführung in Leipzig ausgepfiffen. In der Tat verunsicherte Brahms das an leichte Virtuosenkost gewöhnte Publikum mit seinem pianistisch äußerst vertrackten Stück. Fast wäre Brahms‘ Laufbahn mit diesem Fiasko besiegelt gewesen. Doch er ließ sich nicht beirren – und hatte Künstlerfreunde, die an ihn glaubten.