Die Kunsthalle Bielefeld präsentiert vom 30. November 2024 bis 23. Februar 2025 die Ausstellung „Träume einer Eule, Who the Bær und der verwundete Planet“, die die Sammlung der Kunsthalle neu ordnet und durch eine Intervention des britisch-japanischen Künstlers Simon Fujiwara ergänzt wird.
Wann träumen Eulen? Wovon träumen die Tiere, die in der Kulturgeschichte oft für Weitsicht und Weisheit stehen? Vielleicht erhoffte sich der Künstler Hans (Jean) Arp mehr Einsicht, als er seine 1937/38 entstandene Skulptur „Eule“ 1957 in „Eulentraum“ umbenannte? Mit seiner Auffassung, dass künstlerische und natürliche Prozesse gleichwertig sind und dass der Mensch und sein Handeln immer in Beziehung zur Natur stehen und ihr keineswegs übergeordnet sind, nahm Hans Arp zentrale Aspekte unseres heutigen Denkens vorweg.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wird unser Handeln im planetarischen System sichtbar. Angesichts der Klimakrise ist ein Perspektivenwechsel in allen Lebensbereichen notwendig, von den Naturwissenschaften über Kunst und Kultur bis hin zu Politik und Alltag. Welche Rolle kann ein Museum dabei spielen? Unsere Sammlungen sind unser visuelles Gedächtnis: Welche Bilder und welche neuen Konstellationen helfen uns, unser Denken und unsere Vorstellungen, unser Verhältnis zur Welt zu verändern?
Ausgehend von Arps „Eulentraum“ als einem Schlüsselwerk, wirft die Ausstellung die Frage auf, welche Bilder uns zu diesem Perspektivenwechsel anregen oder ermutigen. Gezeigt werden insgesamt 200 Arbeiten von über 150 internationalen Künstler*innen, die das Verhältnis von Mensch und Natur umkreisen. Neben einigen Klassikern der Sammlung, darunter Arbeiten von Max Beckmann, Gerhard Richter, Auguste Rodin, Agnes Martin u.a., geht es auch um die Entdeckung von Künstler*innen mit regionalem Bezug wie Simone Nieweg, Theo Ortmann und Benita Koch-Otte. Außerdem werden Schenkungen und Ankäufe der letzten Jahre gezeigt (u.a. Werke von Olaf Nicolai, Rita McBride, Katinka Bock). Einzelne Leihgaben (Hans (Jean) Arp, Julia Scher, Charline von Heyl) ergänzen die Ausstellung. Eine besondere Ausstellungsarchitektur wurde entwickelt, um in den Räumen eine dichte und reiche Bildnarration zu realisieren.
Welche Werke oder Themen der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld sehen wir vor dem Hintergrund der Klimakrise, des planetarischen Denkens – oder kurz: im Zeitalter des Menschen, des „Anthropozäns“ – mit anderen Augen? Und welche Konsequenzen ziehen wir daraus für unsere Museumsarbeit? Diese Fragen werden nicht nur auf institutioneller Ebene und mit einem neuen Blick auf die eigene Sammlung untersucht, sondern mit einer Intervention des britisch-japanischen Künstlers Simon Fujiwara (*1982 in London, lebt in Berlin) um eine zeitgenössische künstlerische Stimme ergänzt, die zentralen Fragen unserer Lebensrealität Form gibt.