von xarpêt nach hannover nach dêrsim und kucax durch den euphrat und tigris durch die leine und ihme durch die spree die isar und themse durch alle flecken dieser erde an denen ich verweilte an denen ich verweilt blieb zieht das schweigen seine bahnen zieht die sprachsuche ihre routen auf den wegen liegen entweder steine und asphalt aus wort-unzulänglichkeiten irgendetwas zu beschreiben oder es fließen in ihnen lücken in alle richtungen bis die lücken zu löchern wurden bis die leerstellen alle sätze füllten und kein buchstabe mehr am straßenrand am ufer entlang gefunden werden kann.
Die Suche nach den richtigen Worten begegnet uns allen, ob im persönlichen Gespräch, in der Öffentlichkeit oder im Sprechen über politische Themen. Dîlan Z. Çapan nähert sich diesen Fragen aus ihrer Perspektive als Autorin und Regisseurin und stellt dabei sowohl universelle als auch partikulare Fragen nach Sprache und den Grenzen des Sagbaren: Wie beschreibt man Katastrophen, deren Auswirkungen mit Sprache eigentlich gar nicht zu erfassen sind? Was bedeutet es, eine Sprache zu vermissen, mit der man auf die Welt gekommen ist?
Der Abend wird von der Musikerin Dîlan Top begleitet. In der kurdischen Musik resonieren die Fragen und Gefühle, die Dîlan Z. Çapan im ihrem Text verhandelt. Viele dieser Fragen betreffen insbesondere Kurd:innen: aufgrund der globalen Unterdrückung und der teilweisen Leugnung ihrer Identität. Dennoch, oder gerade deswegen, ist kurdische Kultur, insbesondere ihre Musik und Tänze als ihre wichtigsten Ausdrucksformen, sehr lebendig. Es geht an diesem Abend also nicht zuletzt auch um die transformative Kraft, die von der Sehnsucht sich auszudrücken ausgeht, und um Resilienz und Freude in noch so ernüchternden Umständen.
Zwischen Sprache und Schweigen, Musik und Video nähert sich dialoge der sprachlosigkeit den Grenzen des Sagbaren und lädt in der Sprache, der Musik und im Dazwischen das Publikum ein, seinen Gedanken und Gefühlen Raum zu geben. Ein poetischer Abend über das Suchen und Vermissen von Sprache.