Art Up Veranstaltungsreihe Kultur und Nachhaltigkeit:
Ein Vortrag von Manuel Rivera
"Unruhig bleiben": den Titel des gerade bei Künstler*innen beliebten Buches von Donna Haraway nimmt Manuel Rivera als Ausgangspunkt seines Impulsvortrages in der ART UP Reihe "Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit". Er fragt danach, was "Unruhige Standortbestimmungen der Künste in der ökologischen Krise" sind und sein können. Dabei stellen sich in einer kurzen historischen Rückschau zunächst folgende Fragen: Inwiefern haben verschiedene Kunstsparten in der Vergangenheit dazu beigetragen, global-planetare Entwicklungen und ihre sozioökologischen Folgen zu reflektieren? Und inwiefern half und hilft die Kunst im Gegenteil sogar dabei, sich über Folgen der ökologischen Krise hinwegzutäuschen? Der Blick zurück dient dem nach vorne: Was können die Künste leisten, um der Krise zu begegnen? Rivera beleuchtet das aktuelle Potenzial der Künste, sich für Kooperationen mit anderen kulturellen Kräften zu öffnen, um gemeinsam das gesellschaftliche Verständnis für Nachhaltigkeit zu vertiefen und/oder Wege der Veränderung aktiv zu beschreiten. Seine Analyse der Beiträge, die künstlerische Methoden, Ansätze und Institutionen zur Nachhaltigkeitstransformation leisten können, lässt dabei vorerst offen, ob die Risiken, welche die Künste beim Verlassen eingespielter kulturbetrieblicher Pfade eingehen, sich in transformative Gewinne umsetzen werden - ob Unruhe also dabei helfen wird, aus nicht-nachhaltigen Strukturen aus- und aufzubrechen. Klar ist jedoch, dass solche Aufbrüche ausbleiben müssen, wenn die öffentliche Förderung und Bewertung von Kunst sich weiterhin vorrangig an handwerklicher Exzellenz und ästhetischer Innovation einerseits, dem quantitativen Publikumserfolg etablierter Kulturräume andererseits orientieren.
Dr. Manuel Rivera hat Soziologie, Philosophie und Lateinamerikanistik an der FU Berlin sowie der Nationalen Universität Buenos Aires studiert. Nach seinem Diplom (mit einer Arbeit über Umweltbewusstsein) arbeitete er in Berlin als Referent der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und zeitweise auch in Brüssel für das Europäische Netzwerk der Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte (EEAC). Danach arbeitete er als Schauspieler an verschiedenen deutschen Stadttheatern. An der Universität Stuttgart erwarb er den Doktortitel der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit einer soziologischen Studie über "Theater als politische Öffentlichkeit". Am RIFS* arbeitet er seit 2011 und hat sich hier mit Themen beschäftigt, die von globaler Stadtentwicklung über lateinamerikanische Entwicklungsalternativen und den parlamentarischen Wachstumsdiskurs bis zum Naturbegriff im Anthropozän reichen. Von 2017 bis 2021 leitete er das Projekt "Narrative und Bilder der Nachhaltigkeit" mit einem Fokus auf wissenschaftliche und politische Sprache bzw. Rhetorik. Seit 2021 gilt sein Interesse Rahmen des Projekts "Kunst und Kultur für Nachhaltige Entwicklung" verstärkt künstlerischen Kommunikations- und Kooperationsformaten.
Das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (englisch Research Institute for Sustainability, kurz: RIFS) forscht mit dem Ziel, gesellschaftliche Wandlungsprozesse hin zur Nachhaltigkeit zu verstehen, zu befördern und zu gestalten. Der Forschungsansatz des RIFS ist transformativ, transdisziplinär und ko-kreativ.
Mit der Reihe "Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit" lädt das Kulturamt Mannheim dazu ein, über künstlerische und ästhetische Strategien nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren. In der Veranstaltungsreihe zu Gast waren bereits Adrienne Goehler (2021), Nicole Bramkamp (2022), Carlsson Richard Kemena & Martina Dietrich (2023). Das Thema Nachhaltigkeit in Kontext der Künste zu reflektieren ist dabei ein besonderes Anliegen, insbesondere auch für die lokale freie Szene.