Das sagt der/die Veranstalter:in:

Die ukrainische Autorin und Filmemacherin setzt in ihrem Stück Raum und Zeit außer Kraft: Nastja im Münchner Exil und Serhij, der als Soldat im Donbass stationiert ist, träumen sich aus der verzweifelten Realität zusammen, beschwören alle Schreckensgeister der Gegenwart und versuchen die brutale Gegenwart des Kriegs in Worte zu fassen. Natalia Blok zeigt in ihrem grotesk-punkigen Text, welche Gewaltfantasien auch jenseits der Frontlinie entstehen und sich die Aggressionen der Vergangenheit in der Jetztzeit fortsetzen.

Laima ist für den Nobelpreis für Medizin nominiert, doch ihre Mutter interessiert mehr, warum sie immer noch keinen Mann und keine Kinder hat. Ihre frühere Kommilitonin Monika möchte Laimas öffentliche Anerkennung nutzen, um endlich auch etwas Anderes öffentlich zu machen und zu ahnden: die sexuellen Übergriffe ihres einstmaligen Professors, denen auch seine aktuellen Studentinnen nach wie vorausgesetzt sind. Die litauische Autorin und Drehbuchautorin Birute Kaputinskaitė erzählt von Frauen aus drei Generationen, ihren unterschiedlichen Perspektiven und Lebenszielen und zeigt, zu welch abenteuerlichen Mitteln Frauen greifen, um aussagekräftige Beweise zu liefern.

WELT/BÜHNE - SHORT CIRCUIT
von Noa Lazar-Keinan

aus dem Hebräischen von Matthias Naumann

Ein Publikumshit aus Israel, erst- und einmalig in München zu sehen: Die Autorin Noa Lazar-Keinan erzählt darin lebensnah, in pointierten Dialogen und mit viel Humor von der Überforderung einer ganz normalen Familie. Neta und David sind ein modernes Ehepaar, beide berufstätig, zwei Kinder. Neta ist Ernährungsberaterin und David hat als Kinderbuchautor den «Super-Doktor» erfunden, der immer zur Stelle ist, wenn es eine Krise gibt. Ihr kleiner Sohn Itamar ist dessen größter Fan und legt das passende Kostüm niemals ab. Als bei ihm eine autistische Störung diagnostiziert wird, wird das für die ganze Familie zur Belastungsprobe. In der Inszenierung des Beer Sheva Theatres – Beer Sheva ist seit Kurzem die Partnerstadt von München – übernehmen die Schauspieler*innen Efrat Miriam Arnon und Shmuel Shulman nicht nur die Rollen von Neta und David, sondern beziehen das Publikum in ihre Geschichte ein – für die direkten Kommunikation spielen sie das Stück in München nicht wie in Israel auf Hebräisch, sondern auf Englisch. Noa Lazar-Keinan schrieb «Short Circuit - Ketzer» unter anderem während ihrer Residenz im Frühjahr 2022 am Residenztheater. Die indische Theatermacherin Deepika Arwind schreibt über zwei Cousinen, von denen eine als Starköchin in Indien lebt, während die andere versucht, sich als Choreografin in Deutschland über Wasser zu halten. Der Tod ihrer Mütter bringt die beiden nach Jahren ohne Kontakt wieder zusammen und im Abgleich ihrer Lebensentwürfe, kommen nicht nur die Wünsche und Sehnsüchte jenseits tradierter Rollenbilder, sondern auch ein lang gehütetes Familiengeheimnis zur Sprache.

«Die Langlebigen» sind die Freiwilligen, die Retter*innen und Sanitäter*innen, die Verwundeten und die Verletzten. Es sind die Menschen, die aufgehört haben auf das Älterwerden zu achten. In einzelnen Geschichten beschreibt der ukrainische Dramatiker Oleksandr Seredin den Alltag während des andauernden Angriffskrieges. Seine facettenreichen Figuren begegnen sich am Küchentisch, bei der gemeinsamen Suche nach Verschütteten und im Schützengraben. Sie alle vereint eine Zeitwahrnehmung, die in überlebten Kriegstagen gemessen wird und sie zu Langlebigen werden ließ.

Viele Jahre hat Achen als illegale Einwanderin in den USA gelebt, sie hat während dieser Zeit ein stabiles Leben aufgebaut und eine Familie gegründet. Doch kurz vor ihrer Einbürgerung wird sie verhaftet. Muss sie zurück nach Uganda? In der Isolation der Haft schaut sie zurück – auf ihre Einreise als Studentin und auf die Mühen, die sie auf ihrem Weg zu einer sicheren Existenz bewältigt hat. Parallel erzählt die ugandische Theatermacherin Asiimwe Deborah Kawe von einem ganz ähnlichen Rückblick einer weißen Amerikanerin, deren Leben sich dem Achens immer wieder auf schicksalhafte Weise kreuzt.

Zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum ist mit dem Spektakel «I have a drum» die Truppe gnoma Nshya zu erleben, die die vielseitige Künstlerin und Aktivistin Odile Gakire Katese 2004 in Ruanda gründete. Heute gilt diese als eine der besten Trommelformationen weltweit. Odile Gakire Katese begehrte damit gegen das Gesetz auf, dass die Kunst und das kulturelle Erbe des Trommelns ausschließlich Männern vorbehalten war. Damit leitete sie einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel ein, der das Leben der Frauen nachhaltig verändert hat. Teilhabe, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung sind für sie Realität geworden. Seitdem bereist Katese mit ihrer Kompanie, deren Wertekodex Respekt, Freiheit genauso wie Lebensfreude umfasst, die Welt und verbindet bei ihren Auftritten auf einzigartige und mitreißende Weise Musik, Tanz und poetische Texte, die traditionelle Überlieferungen in unmittelbaren Bezug zum Heute setzen und auch die Traumata des Genozids aus dem Jahr 1994 verarbeiten.

«Welt/Bühne - das Festival» endet mit der Veranstaltung «Zwischen Tag und Nacht. Eine Lesereise mit Autor*innen aus der ganzen Welt», in der Gastgeber Albert Ostermaier ein internationales Netzwerk live und virtuell einlädt, die Weltlage poetisch zu skizzieren. Hier haben Sie auch die Gelegenheit, unsere Gäste der kommenden Spielzeit, Koleka Putuma aus Kapstadt und Pooyan Bagherzadeh aus Teheran, kennenzulernen.

Location

Marstall Marstallplatz 4 80539 München

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