Hallo ich bin der Tim und seitdem wir Rausgegangen im Juli 2015 gestartet haben, wurde diese Frage immer wieder thematisiert. Im folgenden Text findest du unsere Gedanken dazu.
Der Anfang und der „irgendwie Geld reinbekommen“-Ansatz
Ehrlich gesagt war Rausgegangen für die ersten 13 Monate ein ziemlich verlustreiches Projekt. Zu Beginn haben einfach Witali, Björn und ich als Gründer noch verschiedene Jobs neben Rausgegangen gehabt und so die Teamkasse gefüllt. Wir haben ein Callcenter in einer Wohnung aufgebaut, die wir gemietet hatten, nebenbei mehrere Online-Portale mit aufgebaut, Apps als Auftragsarbeit programmiert und gerne jeden zu Facebook und digitalen Strategien beraten – darunter auch ziemlich große Firmen. Zusätzlich konnten wir ab August 2015 von einer europäischen Förderung profitieren, bei der wir uns Anfang 2015 beworben hatten.
Die Herausforderung: Wie bleibt man unabhängig
Diese Förderung lief im Januar 2016 aus und wir standen vor der Frage, wie wir den täglichen Aufwand, den wir für den Rausgegangen Service betreiben, finanzieren können. Vier Tipps am Tag klingt so einfach (ist es eigentlich auch), jedoch ist für uns die Seele des Produktes seine Unabhängigkeit und Subjektivität bei der Auswahl der Events. Die Mischung besteht hier meistens aus Eigenrecherche und Insidertipps, die uns zugeschickt werden.
Einmal die Tipps gewählt, schreiben wir alle Texte selber, sprechen mit Veranstaltern und Locations und vereinbaren zum Teil Verlosungen oder Spezialpreise für Rausgeher. Aber an all diesen Dingen verdienen wir genau null Euro. Dass wir daran nichts verdienen, halte ich für sehr wichtig, denn ich will nicht zwischen einem cooleren Event und einem Event, das mir Geld bringt, entscheiden müssen. Rausgegangen empfiehlt dir jeden Tag die Ideen, die uns als Team am meisten begeistern.
Auch eigene Veranstaltungen sind keine Lösung
Natürlich haben wir uns auch überlegt, eigene Events zu veranstalten. Nur gibt es da draußen schon unglaublich viele Veranstalter, die auch unglaublich gut sind und mit denen wir sehr gerne zusammenarbeiten. Wir sehen es weder als unsere Rolle, noch als unsere Expertise, regelmäßig profitbringende Events zu veranstalten.
Die einzigen Ausnahmen sind eher geheime, versteckte und besondere Events wie „zu 7. Im Salonwagen“ oder einmal im Jahr unser Rausgegangen Festival „zusammen leuchten“. Bei beiden Events ist jedoch nie der Profit das Ziel, sondern das Ausleben unser ganz eigenen Ideen und Kreativität. Wir wollen bei den Salonwagen-Sessions Künstlern eine weitere Plattform bieten und mit Rausgehern regelmäßig einen ganz besonderen Abend verbringen. Beim Festival möchten wir einmal im Jahr mit allen Rausgeher*innen all die vielfältigen Highlights feiern und an einem Tag erfahrbar machen, die uns über das ganze Jahr begegnen.
Alternative Wege Mittlerweile haben wir 2 Möglichkeiten gefunden, um Geld zu verdienen, ohne dass wir diesen Kernwert der Unabhängigkeit verlieren.
1) Vermarktung der Reichweite
a) Wir haben gemerkt, dass ein Service wie Rausgegangen, der wirklich unabhängig empfiehlt, welche spannenden Dinge tagtäglich in Köln so stattfinden, sehr gut angenommen wird, wodurch wir eine hohe lokale Reichweite aufgebaut haben. Wir haben zudem auch festgestellt, dass sich unsere Community nicht nur für Veranstaltungen interessiert, sondern zum Beispiel auch für interessante Läden, Restaurants und Cafés.
So haben wir coole Formate entwickelt wie beispielsweise „Liebe deinen Montag“, “Lokale Lieblingsläden“ oder „Kölner Neuheiten“. Diese Kategorien posten wir dann als einen 5. Tipp in Newsletter, App und Website.
Wir haben uns für diese Kategorien Stück für Stück ein Netzwerk aus exklusiven Partnern aufgebaut, die zu uns passen und die wir gerne posten, die jedoch die Möglichkeit haben, uns für die Reichweite, die wir ihnen bieten, auch zu bezahlen. Durch diese exklusive Auswahl an Partnern können wir das Rausgegangen Wertversprechen auch weiterhin halten und auch abseits der Event-Tipps nur Dinge empfehlen, hinter denen wir auch stehen. Wenn du selber einen coolen Laden hast, der gut zu Rausgegangen passt, schreib mich gerne an.
b) Eine zweite Vermarktungsmöglichkeit der Reichweite ist das Rausgegangen Tagessponsoring, wie es beispielsweise Congstar nun jeden Sonntag oder Tantrum jeden Montag bei uns macht. Hier posten wir ein mit uns abgestimmtes Banner auf der Startseite in App und Newsletter und einen Dank an den Tagessponsor in jedem Event. Wir halten Sponsoring für eine relativ ehrliche Art der Werbung, denn es wird klar, dass hier Geld fließt und wir dabei dem Sponsor für seine Unterstützung danken. Und dieser Dank ist ehrlich, denn unsere Tagessponsoren sind auch ein Grund, warum ein Service wie Rausgegangen existieren kann.
c) Eine dritte Werbemöglichkeit haben Veranstaltungspartner, die von uns schon mindestens einmal ausgewählt wurden und denen wir vertrauen. Diese können beispielsweise bei uns zusätzliche Facebook Posts, Instagram-Coverage, Blogbeiträge oder Facebook Live-Berichte buchen. Auch diese Partner sind wie gesagt ausgewählt und haben keinen Einfluss auf unsere Tagestipps. Bei Rückfragen, schreib mir wie gesagt gerne.
2) Unser Wissen, Technologie und Kontakte für die kreative Szene
Seit dem Start und dem Aufbau von Rausgegangen haben wir durch den Austausch mit etlichen Veranstaltern, durch unser eigenes Festival, aber auch durch die Jobs nebenbei, die alle etwas mit dem digitalen Bereich zu tun hatten, viele Erfahrungen im Hinblick darauf gesammelt, coole Events an die richtigen Personen zu kommunizieren.
Dieses Wissen haben wir nun in einem Tool gebündelt, um Veranstalter zu unterstützen, sodass diese deutlich einfacher Events online platzieren und bewerben können.
Grundlage hierfür sind verschiedene Punkte, die wir abdecken:
Zum Beispiel die Generierung einer Webseite für die Veranstaltung, das Verteilen an sämtliche Multiplikatoren, sowie ein sehr günstiges Online Ticketing System, da diese meist mit hohen Kosten verbunden sind. Wir können für den Veranstalter außerdem gezielt Kampagnen auf Facebook und Google schalten und damit das Tracken für sämtliche digitalen Kampagnen ermöglichen, sodass Veranstalter genau wissen, über welche Partner und Kampagnen ihr Traffic und ihr Umsatz kommt.
Sprich: einfach das, was ein Veranstalter halt so braucht – und das zu sehr fairen Konditionen. Wir haben gemerkt, dass Veranstalter-Sein mit extrem vielen Risiken und hohem Aufwand verbunden ist und wir diese Risiken ein Stück weit berechenbarer machen können.
Das Ziel ist es, neue Möglichkeiten auch für noch unbekannte, kreative Veranstalter zu bieten, um ihre Ideen und Projekte (unabhängig von Rausgegangen) auf einfache Weise zu bewerben, sodass Veranstalter und Künstler sich auf das fokussieren können, worin sie oft phänomenal sind: großartige Momente und Erlebnisse zu schaffen.
Genannt haben wir diese Software “Wunderfest”. Die Beta-Variante ist jetzt online (ich schreibe diesen Text im Februar 2017) und wir freuen uns, wenn du Lust hast, es mal auszuprobieren; www.wunderfest.de
Fazit
Ein Portal wie Rausgegangen verlustfrei zu gestalten und gleichzeitig den eigenen Prinzipien immer treu zu bleiben, ist nicht immer einfach. Uns ist wichtig, auch mit diesem Text transparent zu zeigen, wie wir vorgehen und wo wir hinwollen. Wichtig in Zukunft wird uns vor allem die weitere und tiefere Integration in die Szene sein; als fairer und zuverlässiger Partner. Hier soll Wunderfest ein weiterer Schritt sein.
Zudem sind die Unterstützung und das Vertrauen unserer Leser für uns das wichtigste Gut. Wir wollen uns dieses Vertrauen auch in Zukunft weiterhin verdienen, indem wir unabhängig bleiben und neue Wege der Finanzierung gehen. Für all die großartigen Dinge da draußen, für die es sich lohnt rauszugehen.