Das „Hotel Silber“ in Stuttgart war in der NS-Zeit ein Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei. Das Gebäude wurde mehr als ein halbes Jahrhundert von der Polizei genutzt und war Zentrale der Gestapo für Württemberg und Hohenzollern. Im einstigen Ort des NS-Terrors entstand als Bürgerbeteiligungsprojekt ein Ort des historisch-politischen Lernens und der Begegnung. Ausstellungen und Veranstaltungen beschäftigen sich mit Täter*innen und ihren Opfern, mit der Polizei und ihrer Rolle in Diktatur und Demokratie.
Träger der Einrichtung ist das Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Partnerin ist im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsvertrags die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V. Sie gestaltet zusammen mit dem Haus der Geschichte sowie der Landeshauptstadt Stuttgart, der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg das Programm des Erinnerungsorts Hotel Silber mit. Finanziert wird die Einrichtung vom Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.
Die Dauerausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg im „Hotel Silber“ setzt sich mit der Geschichte der Polizei in dem Gebäude auseinander. Sie zeigt Kontinuitäten und Brüche in ihrem Umgang mit Minderheiten und in der Strafverfolgung, aber auch das Selbstverständnis der Polizist*innen in Demokratie und Diktatur. Warum funktionierte der Übergang von der Weimarer Republik in die NS-Herrschaft nahezu reibungslos? Wer wurde während des Zweiten Weltkriegs aus dem „Hotel Silber“ in besetzte Gebiete geschickt und war dort für Massenmorde verantwortlich? Welche Personengruppen blieben nach 1945 im Visier der Polizei? Originalobjekte sowie Dokumente, Bilder und Medien vermitteln ein differenziertes Bild von den Täter*innen und zeigen, welche Folgen ihr Handeln für die Opfer hatte.
Die erste Sonderausstellung im Erinnerungsort Hotel Silber in Stuttgart beleuchtet die schwierige und schwerfällige Aufarbeitung der Taten der Geheimen Staatspolizei im Nationalsozialismus. „Gestapo vor Gericht – Die Verfolgung von NS-Verbreche(r)n“ blickt darauf, wem der Prozess gemacht wurde und wem nicht, wer ins Gefängnis musste und wer trotz seiner Gräueltaten unbehelligt weiterleben konnte. Die Ausstellung zeigt, warum die strafrechtliche Verfolgung in der Bundesrepublik so schleppend verlief. Und sie geht auf die Wirkung markanter Prozesse ein.
Die Gestapo war an nahezu allen nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt: Misshandlungen, Deportationen, Verfolgung, Morde an zahlreichen Menschen. Doch nur wenige mussten sich dafür vor Gericht verantworten. Verfahren wie der Auschwitz-Prozess lösten allerdings gesellschaftliche Diskussionen über den Umgang mit der NS-Vergangenheit aus: Ist die Durchsetzung des Rechts oberstes Gebot? Oder soll sie im Land der Täter gegen den „gesellschaftlichen Frieden“ abgewogen und ein Schlussstrich gezogen werden? Wie lange nach der Tat ist Sühne sinnvoll?
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