FOTO: © Thomas Aurin

School of Disobedience: Artificial Intelligence and Justice

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Mit Lorena Jaume-Palasí Voranmeldung erforderlich: Das sechsteilige Seminar (04.05., 11.05., 18.05., 08.06., je 12:00-14:00, 15.06.20, 12:00-16:00) richtet sich an alle Interessierten, unabhängig von Altersgruppe, Beruf oder Studienhintergrund. Da die Kapazität leider begrenzt ist, füllen Sie bitte bis spätestens 17. April 2020 das [Formular zur Bewerbung](https://schoolofdisobedience.net/wp-content/uploads/2019/11/Bewerbungsformular_AI-and-Justice.pdf) aus. Weitere Informationen zum Teilnahmeverfahren erhalten Interessierte im Anschluss direkt per Email. Die Jurisprudenz ist die am meisten symbolisch aufgeladene Form der Herstellung und der Verbalisierung von Gerechtigkeit. Sie besteht in einem Akt der Kontextualisierung von rechtlichen Standards. Gerechtigkeit manifestiert sich an der Schnittstelle zwischen der Hervorbringung und der Beseitigung normativer Standards. Hierbei geht es darum, eine Balance zu finden zwischen dem Individuellen und dem Gesellschaftlichen, den Standards und den Ausnahmen bzw. dem Unbekannten. Und doch wurde der Korpus an Jurisprudenz, der seit den 1950er Jahren entstanden ist, nach wie vor nicht systematisch analysiert, um Muster des menschlichen Verhaltens bezüglich der Herstellung von Gerechtigkeit herauszuarbeiten. In Frankreich ist es verboten, statistische Analysen der Jurisprudenz vorzunehmen. Es wird argumentiert, dass fortgeschrittene Analysewerkzeuge, die sich hochentwickelter Algorithmen bedienen, die Unabhängigkeit des Justizapparates gefährden könnten. Zugleich gibt es in Deutschland eine lange Tradition der Theoriebildung zu den Möglichkeiten, die Automatisierungssysteme in Hinblick auf die Ausübung von Kontrolle über das Justizsystem bieten. In diesem Kurs wird das Augenmerk auf das Kartographieren, das Übersetzen und das Infragestellen von traditionellen Formen von Gerechtigkeit gelegt. Die Inblicknahme dieses Themas erfolgt dabei durch die Brille der künstlichen Intelligenz. Können bestehende Gerechtigkeitsstandards in andere Sprachen (etwa in jene der Mathematik) übersetzt werden? Inwiefern kann künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um mehr Gerechtigkeit herbeizuführen? Welche Stellung nimmt der Mensch im Justizapparat ein? Darüber hinaus werden ästhetische Aspekte in Betracht gezogen: Gerechtigkeit äußert sich nicht nur in Form von Verdikten, sie ist auch ein Prozess. Es gibt diesbezüglich Rituale, Traditionen und Symbole, die verdeutlichen, was in der jeweiligen Gesellschaft als der Kern der Prozeduren und Prinzipien von Fairness und Gerechtigkeit angesehen wird. Welche anderen Formen der Visualisierung von Gerechtigkeit können unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz hervorgebracht werden? Die Teilnehmenden dieses Kurses werden interdisziplinären Arbeitsgruppen zugewiesen. Jede Arbeitsgruppe entwickelt und präsentiert eine Projektidee zu einem der Seminarthemen. Lorena Jaume-Palasí ist Gründerin der The Ethical Tech Society, einer Non-Profit-Organisation, die mit ihrer fakten- und theoriebasierten Arbeit Automatisierungs- und Digitalisierungsprozesse in den Blick nimmt, wobei ein Augenmerk auf deren Relevanz für sozialpolitische Fragestellungen gelegt wird. Lorena agiert vorrangig im Feld der Ethnik und der Rechtsphilosophie. 2017 wurde sie von der spanischen Regierung in einen Expert*innenrat berufen, der sich mit künstlicher Intelligenz und Big Data beschäftigt. Darüber hinaus war sie Mitglied einer Expert*innengruppe der EU zum Thema künstliche Intelligenz. 2018 wurde der AlgorithmWatch-Initiative, bei der sie zu diesem Zeitpunkt in der Geschäftsführung tätig war, die Theodor-Heuss-Medaille für ihren „Beitrag zu einer differenzierten Betrachtung von Algorithmen und deren Wirkmechanismen“ verliehen.

Location

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Linienstraße 227 10178 Berlin

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