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Taby Pilgrim

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Die Essener Rapperin, Synchronsprecherin, Sounddesignerin und Produzentin Taby Pilgrim ist bislang vor allem für clevere, humoristische Lyrics und den herausragenden Einsatz ihrer unverkennbaren Stimme bekannt. 2024 wagt sie mit ihrem zweiten Album “Nest” jedoch einen Sprung ins kalte Wasser: Auf elf Songs, überwiegend von ihr selbst produziert, nimmt sie ihre Zuhörer*innen mit in ihren Kopf und präsentiert auf eindrucksvolle Weise den Parasiten, der sich dort eingenistet hat. Gefühlsausbrüche zwischen Hypomanie und Depression eröffnen ein breites Gefühlsspektrum, das durch ebenso kontrastierende Sounds kaum noch in eine einzelne Schublade passen möchte. So ehrlich wie nie zuvor spricht Taby über Selbstzweifel aber auch übersteigertes Selbstbewusstsein, ihre Stellung als Frau in der Musikbranche und Gesellschaft sowie den Willen, sich selbst und ihre eigene Diagnose besser zu verstehen - und setzt ganz nebenbei neue Standards für nahbaren und authentischen deutschen Rap mit Händchen für fesselnde Soundwelten.

Als Tochter einer Pianistin und eines Autors für Kinder-Musicals wächst Taby in einem Haushalt auf, der ihr schon früh die Möglichkeit verschafft, sich selbst kreativ zu verwirklichen. Ihre Fähigkeiten als Rapperin präsentiert sie vor rund 10 Jahren erstmals dem Internet und startet damit ihre Karriere als Musikerin: Ihr virales YouTube-Video, ein Cover-Song-Medley des Rappers Alligatoah, verzeichnet mittlerweile beinahe 2 Millionen Aufrufe. Es folgen weitere Cover, Medleys und eigene Songs. Den Abschluss ihres ersten Karriere-Kapitels feiert die zu diesem Zeitpunkt bereits tausendfach gefeierte Rapperin mit ihrem ersten ausproduzierten Song: “Hauptsache Content” (2019) ist eine Ode an das überspitzte Fangirl-Image, das Taby in ihrer Musik bis hier hin verkörperte und zeitgleich der Start in eine neue Ära. Rund vier Monate nach ihrer ersten Single kündigt Taby Pilgrim ihr Debütalbum “Pilgerreise” an. Während ihres Master-Studiums für Filmproduktion und Sounddesign in London entsteht ein Album, welches sie selbst humorvoll als “im Studentenwohnheim in Eigenproduktion aufgenommenes ‘Deutsch’ ‘Rap’ ‘Album’ mit gekauften Beats und uninspirierten Texten voller schlechter Wortwitze” beschreibt. In Wahrheit performt sie clevere Zeilen, die stellvertretend für den Humor einer im Internet sozialisierten Jugend stehen, mit mehr Können und Charme als viele ihrer Szenekollegen (bewusst nicht gegendert), die seit Jahrzehnten mit vermeintlichen Rap-Technik-Skills flexen. Rund 100.000 monatliche Hörer*innen wissen das mittlerweile zu schätzen und auch

deutsche Rapper*innen schauen nicht länger weg. Feature-Tracks mit beispielsweise MC Smook, The toten Crackhuren im Kofferraum, Peat, Thizzy, Kora Winter, Bluthund und CONNY sowie ein gemeinsames Projekt mit der Kölner Rapperin Liser sorgen für einen stetigen Output, der die Rapperin im Gespräch hält. Mit Abebben der Pandemie spielen auch Live-Shows eine zunehmende Rolle in Tabys Karriere: Als Supportact auf den Touren von Juse Ju, Fatoni & Edgar Wasser oder Peat sowie auf diversen Festivals, unter anderem der FUSION, und Solo-Shows beweist Taby Pilgrim, dass sie ihrem exzellenten Ruf trotz Wurzeln im Internet auch im Reallife gerecht werden kann.

So erfolgreich das Live-Business auch ist, zieht es Taby irgendwann zurück ins Home-Studio, wo sie selbst ihr zweites Album “Nest” produziert. Der antreibende Motor hinter “Nest”: Die Diagnose Bipolarität. Während des Albumprozesses befindet Taby sich tiefer denn je in Therapie und macht das Album somit automatisch zum Teil eben dieser. Als Sinnbild für die Diagnose agiert das Leitmotiv des Parasiten. Ob auf Artworks, Musikvideos, in Texten oder auch in musikalischen Stilmitteln - das Ungeziefer begleitet Taby während des ganzen Albums. “Mein Kopf ist sein Nest und er lebt da und kaut an den Wänden, aber irgendwie gehört er auch zu mir und ist da zu Hause”. Dabei ist “Nest” aber kein Schrei nach Mitleid, sondern eine differenzierte Auseinandersetzung mit alten Gedanken und Geschichten, die Taby in den letzten Jahren wiederentdeckte und nun aufarbeitet. Hypomane Phasen und depressive Episoden stehen sich nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch gegenüber, sodass jedes Symptom in einem eigenen Song Platz findet. Rap-Songs mit experimentellen Einflüssen, die Geschichten von Selbstüberschätzung & -bewusstsein erzählen, stehen im direkten Kontrast zu ruhigen Songs über Selbstzweifel und Ängste. Der stilistische Cut in der Mitte des Albums ist nicht weniger als die authentische Abbildung Tabys innerster Gefühle. Für “Nest” orientiert Taby Pilgrim sich nicht nur musikalisch gänzlich neu, sondern wagt auch eine neue Ehrlichkeit. Das Album selbst ist Teil ihres Therapiefortschrittes, sich selbst zu verstehen und zu verzeihen und zeitgleich die Möglichkeit, ihren Zuhörer*innen zu sagen: Auch dein Lieblingsartist struggelt, aber das ist ok. Und trotzdem geht der letzte Song nahtlos in den ersten über, so wie die Phasen der Bipolarität selbst. Doch der Mensch ist mehr als seine Diagnose, sondern ein Individuum mit komplexen Erfahrungen und Geschichten - und wenn jemand diese Geschichte zu erzählen weiß, dann ist es Taby Pilgrim.

Location

Milla Club Holzstraße 28 80469 München

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