Außer Hochkultur nichts los in München? Die Freie Szene beweist das Gegenteil. Abseits der etablierten Kulturinstitutionen sind in der Stadt verstreut freie Produktionsstätten zu finden, die einen frischen Wind durch die Isarmetropole wehen.

WAS IST DIE FREIE SZENE?

"Wir sind die Subkultur, die die Stadt zur Großstadt macht, wir sind das Kontrastprogramm zu Schickimicki und Humptata"
Die Freie Szene München

Die Freie Theaterszene ist die Bühne der unabhängigen Künstler:innen, die darstellende Kunst, die nicht an Stadt- und Staatstheatern stattfindet. Hier ist Raum für Experimente, ausgefallene Ideen und unkonventionelle Herangehensweisen.

Die Akeur:innen der Freien Szene entwickeln ihre eigenen Strukturen und suchen nach neuen Wegen um Geschichten zu erzählen. Sie gestalten spartenübergreifend von Tanz über Theater bis Performance. 

Die Themen sind dabei so vielfältig wie die Akteur:innen selbst. Beliebte und wiederkehrende Motive sind Queerness, Zukunftsszenarien, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Inklusivität, Postkolonialismus und der gesellschaftliche Umgang mit Medien.

Auch wenn man es dem als spießig und traditionell geltenden München vielleicht nicht zutraut, ist die freie Theaterszene ein signifikanter Teil der Stadtgeschichte. 

Besonders die 80er Jahre in München waren geprägt von kreativem Aufbruch und künstlerischer Experimentierfreude. Künstler:innen aus verschiedenen Disziplinen, wie Schauspiel, Tanz, Musik und Performancekunst arbeiteten zusammen, um innovative und oft experimentelle Produktionen zu erschaffen.

Diese Aufführungen zeichneten sich durch ihre Unabhängigkeit von traditionellen Theaterstrukturen aus und waren oft von politischem, sozialem oder gesellschaftlichem Engagement geprägt. Alternative Kulturzentren, kleine Bühnen und improvisierte Spielorte waren wichtige Plattformen dieser Bewegung.  Auch Größen wie Erich Kästner, Emmy Hennings, Gerhard Polt, Karl Valentin oder Mary Wigman sind schon in München auf Freien Bühnen gestanden. 

 

 

Bildcredits: Ceren Oran & Moving Borders (1, 2), Pathos (3,5,6) Jasmine Ellis projects (4,7), Stefan Kastner (9)

WER IST DIE FREIZE SZENE?

Die Freie Szene ist neben Freiheit auch von Unsicherheit geprägt. Der berufliche Werdegang und Arbeitsalltag der Akteur:innen ist oft ein buntes Mosaik aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und kurzfristigen Projekten, die Zukunft ist oft ungewiss. Gerade München mit seinen hohen Mieten & Lebenshaltungskosten ist ein schweres Pflaster für Subkultur. 

Das liegt auch an der Art und Weise wie Gelder an Kulturprojekte verteilt werden. Trotz der öffentlichen Unterstützung für Kunst und Kultur im gesamten Land, besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen festen Theaterhäusern und freischaffenden Künstler:innen: Die Ersteren profitieren von strukturellen Förderungen, während die Letzteren sich immer wieder um die Finanzierung ihrer Projekte bemühen müssen. 

Um die Bedürfnisse und Interessen der freischaffenden darstellenden Künstler:innen in München zu vertreten wurde 2017 die Interessenvertretung Netzwerk Freie Szene gegründet. Das Netzwerk fördert die Zusammenarbeit zwischen den Kulturschaffenden, setzt sich für mehr künstlerische Freiräume in der Stadt ein und engagiert sich für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Künstler:innen. Mitglieder sind neben Einzelkünstler:innen und Kollektiven auch Spielstätten wie z. B. das Schwere Reiter, das PATHOS, das HochX Theater. Auf der Website der freien Szene findest du einen spartenübergreifenden Spielplan auf dem du alle Veranstaltungen der Freien Szene in München gesammelt finden kannst.

 

AB INS OFF-THEATER!

Na, hast du jetzt Lust bekommen ein Stück der Freien Szene auf der Bühne zu erleben? Diese und viele weitere spannenden Perfomances kannst du aktuell in München sehen:

Sabine Karb: Fast Fashion

Sabine Karb: Fast Fashion
© Foto: Natalia Kozbial
Mi, 20.09.2023 10:30 Uhr
Preis an AK

Wie kann Freude an Mode und Selbstausdruck durch Kleidung mit dem Wissen um die sozio-ökologischen Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie vereinbart werden? Dieser Frage nähern sich im Tanztheaterstück "Fast Fashion" Jugendliche und Tanzstudierende kritisch, aber auch humorvoll.

BODYTALK: KOREALITY – (K)eine Geisterbeschwörung

BODYTALK: KOREALITY – (K)eine Geisterbeschwörung
© bodytalk
Fr, 22.09.2023 20:00 Uhr
5,00 bis 30,00 €

Eine verbreitete Einschätzung besagt, Korea repräsentiere heute das, wofür Japan gestern stand. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile müssen sich in Korea drei Smartphones einen Menschen teilen. Koreanische Zombie-Filme haben Konjunktur auf Netflix. Ihre brutalen Stoffe spiegeln die gesellschaftliche Verzerrung der Realität, wie den Missbrauch von jungen Menschen in Schule, Uni und Militär. Sie sind ein Reflex auf den allseitigen Wettbewerb, der Gewinner*innen und Verlierer*innen produziert. Diese uniformierte Gesellschaft Koreas produziert Außenseiter*innen, die sich dem Druck der Perfektion entziehen: als Geister sind sie unsichtbar für die Gewinner*innen. Tanztheater mit Live-Musik.

Freispruch: Ein Ermächtigungsprojekt

Freispruch: Ein Ermächtigungsprojekt
© Klarissa Flückiger
Sa, 23.09.2023 19:00 Uhr
Preis an AK

"Freispruch" zeigt, wie Kunst als Werkzeug zur Befreiung und Selbstermächtigung angewandt werden kann - welche gemeinschaftsstiftende Kraft in ihr steckt. Sehempfehlung nicht nur für FLINTA* in ihrer*deren healing era.

Ceren Oran & Moving Borders: Spiel im Spiel

Ceren Oran & Moving Borders: Spiel im Spiel
© Ceren Oran
Fr, 29.09.2023 10:00 Uhr
6,00 bis 9,00 €

Wenn Kinder spielen, ist alles möglich: Der Boden ist aus Lava, Objekte fliegen durch die Luft und alltägliche Gegenstände bekommen eine ganz neue Bedeutung. Aus einer fast unendlichen Auswahl an Möglichkeiten entstehen spielerisch Welten mit eigenen Regelwerken, die immer wieder verändert, erweitert oder verworfen werden können. - Spiel im Spiel ist die tänzerische Auseinandersetzung mit dem Möglichkeitsraum des kindlichen Spiels und eine Einladung dazu, diesen zu gestalten.

GLITSH

GLITSH
© Rose Pistola
Sa, 30.09.2023 20:00 Uhr
Preis an AK

Reihe für performative Texte von Jan Geiger und Theresa Seraphin GLITSH performt Texte. Texte, die für die Bühne geschrieben sind, und Texte, die auf die Bühne gehören. GLITSH ist kein Samthandschuh. GLITSH macht keine Fehler. GLITSH heißt Fehler. GLITSH macht, was dey liebt. GLITSH macht nichts umsonst. Bei GLITSH gibt es immer was umsonst. Was GLITSH ist, ändert sich die ganze Zeit. GLITSH hat nichts mit Neuer Dramatik und viel mit Drama zu tun. GLITSH ist GLITSH.