In unserer neuen Interview-Reihe wollen wir euch junge Künstler:innen und kreative Köpfe vorstellen, die München mit ihrer Kunst und ihren Projekten etwas lauter, bunter und besser machen. Dieses Mal geht es nach Giesing, genauer an den Kolumbusplatz, wo ein ungenutzter Stadtraum in eine lebhafte Kulturoase verwandelt werden soll. Was ihr bei "Vorhang auf für Giesing!" – kurz: VAG – erleben könnt und wie die drei Initiatoren Noah, Simon und Fabian auf die Idee gekommen sind, in Giesing einen Vorhang aufzuhängen, erfahren wir im Interview.

MunichMag: Vom 12.08 bis 22.08. findet die Aktion "Vorhang auf Giesing!"statt – beschreibt doch mal bitte etwas genauer, was dort alles passieren wird.

Fabian Gruber von VAG: Am Kolumbusplatz befindet sich eine ungenutzte Bahnunterführung, die ehemals der Buslinie 58 als Haltestelle diente. Die Umgebung ist städtisch geprägt und es überlagern sich verschiedenste Infrastrukturen, wie die Gleise einer Güterzugstrecke, eine Straße und die U-Bahn-Station Kolumbusplatz. Trotz der lebhaften Lage erzeugt der Raum unter der Brücke, geschützt durch zwei riesige Betonpfeiler und vereinzelten Bäumen, einen Ruhemoment. Dieses Potential des sonst geplagten Ortes wollen wir nutzen und einen  Raum der Begegnung, des Austausches und der Präsentation schaffen. Dafür wird ein Vorhang beidseitig an der Bahnbrücke am Münchner Kolumbusplatz befestigt. Der Vorhang dient zur räumlichen Trennung vom Umfeld sowie auch als eigenständige Installation. In seiner individuellen Form erzeugt er räumliche Qualitäten, welche den Ort neu erlebbar machen.

"Jede Person ist willkommen und kann alle Veranstaltungen kostenlos besuchen."

Neben der Vorhanginstallation an sich finden dort zwischen dem 12. und dem 22. August Veranstaltungen statt. Musiker:innen, Schauspieler:innen, Fotograf:innen und viele andere Kreative präsentieren dabei ihr Schaffen und verwandeln den sonst ungenutzten Stadtraum in eine lebhafte Kulturoase. Jede Person ist willkommen und kann alle Veranstaltungen kostenlos besuchen!

Wer genau steckt denn hinter der Aktion? 

Wir sind Noah Losert (M.A. Architektur), Simon Martini (M.A. Architektur) und Fabian Gruber (B.A. Fotodesign). Drei sehr gute Freunde, die sich bereits seit der Schulzeit kennen und nun dieses Projekt gemeinsam gestartet haben. Unbedingt zu erwähnen ist die Stiftung Kulturator, die das Projekt rechtlich trägt!

© Vorhang auf für Giesing

Und wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Das Projekt „Vorhang auf Giesing!“ ist im Rahmen einer Ausschreibung des Green City Vereins zur Verschönerung ungenutzter Stadträume im April 2020 entstanden. Unser Projekt „Vorhang auf Giesing!“ gewann den Sonderpreis, wurde aber leider nicht finanziert. Das hat uns mehr motiviert als frustriert und ein gutes Jahr später, steht der Veranstaltung nichts mehr im Wege!

Wen wollt ihr mit dieser Aktion erreichen?

Generell wollen wir natürlich alle Menschen in München erreichen, die Lust darauf haben dieses Experiment im Stadtraum mit uns zu erleben. 

Und steht das Programm auch schon?

Ja, tut es und kann unter www.vorhangaufgiesing.de aufgerufen werden. Hier schon einmal eine kleine Zusammenfassung:

12.08. Vorhanginstallation

13.08. Eröffnung und Filmabend 

14.08. Doku Filmabend

15.08. Performance & Lesungen

18.08. Vernissage Fotoausstellung

19.08. Fotoausstellung & Konzertabend

20.08. Fotoausstellung & Konzertabend

21.08. Fotoausstellung & Konzertabend

22.08. Stadtmacher:innen Tag und Abschlussdiskussion zum Thema „Raum zum Experimentieren in München“

© Vorhang auf für Giesing

Ihr bespielt mit "Vorhang auf Giesing!" einen Raum, der normalerweise nicht für Kunst- und Kultur-Aktionen benutzt wird. Muss München seinen öffentlichen Raum neu denken? Und habt ihr Ideen, wie man das noch mehr machen könnte?

Allgemein ist unser Anspruch nicht, direkt ein Problem zu lösen, sondern einfach ein Experiment zu wagen, das den geplagten Ort in etwas vollkommen unerwartetes verwandelt und den sonst so bekannten Charakter für kurze Zeit neu denkt. Vielleicht kann unser Projekt auch dazu beitragen, die Nachbarschaft für die Potentiale zu sensibilisieren.

Mehr Experimente im städtischen Raum wagen

Wir würden uns freuen, wenn in allen Maßstäben mehr Experimente im städtischen Raum gewagt werden. Davon würde Kunst, Kultur und die ganze Stadt München profitieren. Am besten am 22.08. am Abend zur Diskussionsrunde kommen, da würde die Frage perfekt passen! Die Diskussionsteilnehmer sind voraussichtlich Common Ground und die Kooperative Großstadt die mit unterschiedlichsten Experimenten in unterschiedlichsten Maßstäben die Stadt München bereichern.