Anlässlich des Frauentags in 2020 entstand das Münchner Kollektiv "We Won't Shut Up!". Die Initiator:innen wollten an diesem Aktionstag auf Missstände hinweisen, Informationsmöglichkeiten bieten, zum Austausch anregen, verschiedenen Organisationen eine Plattform bieten, aber auch Kunst, Kultur und Musik einer größeren Öffentlichkeit nahebringen. Das wurde so gut angenommen, dass nicht nur We Won't Shut Up! um einige Mitglieder wuchs, sondern auch die Breite der Veranstaltung. Mittlerweile bieten sie Infostände, Podiumsdiskussionen, Workshops, Konzerte und DJ-Sets an und rücken so Frauen, aber auch die LGBTQI* Community in den Fokus und machen auf Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam. Und das laut! Wir haben mit We Won't Shut Up! gesprochen und stellen euch das Kollektiv genauer vor.

Wer seid ihr und wofür steht ihr?

Der Internationale Frauentag 2020 hat uns vereint: Menschen, die das Ziel hatten, möglichst vielen anderen Menschen wichtige Themen nahezubringen.

Die fehlende Gleichberechtigung der Frauen, die Sensibilisierung für und das Sichtbarmachen von Diskriminierungen und Diskriminierungs-Überschneidungen wie zum Beispiel von Geschlecht und Klasse, Nationalität, sexueller Identität und Orientierung, Frauenrechte und LGBTIQ*-Belange, medizinische Themen, Konzerte und Performances von überwiegend Münchner Frauen.

Zum ersten Mal gab es das Festival am 08.03.2020 in den Räumen der Glockenbachwerkstatt und dem Bellevue di Monaco, 2021 dann als Online-Aktionswoche vom 07.-13.03, um die Veranstaltung trotz Corona stattfinden lassen zu können und mit dem Köşk als weiterem Veranstaltungsort. Aufgrund des regen Interesses an den vielfältigen Themen und des großen Zuspruchs für das Konzept konnten im selben Jahr weitere Festivals und Aktionstage unter dem Namen „We Won't Shut Up!“ stattfinden, u.a. im Import Export, dem Feierwerk und dem Kunst im Quadrat auf der Theresienwiese.

Zum Internationalen Frauentag 2022 konnte das Festival wieder in gewohnter Form an fünf Tagen stattfinden und wir freuen uns sehr, auch 2023 wieder gemeinsam laut zu sein!

Wie kam es zu dem Namen?

 Leider sind Frauen in unserer Gesellschaft oft noch Menschen im Hintergrund. Sie leisten unbezahlte Care-Arbeit, sind in politischen Positionen und großen Unternehmen immer noch in der Minderheit. Sie werden vom kapitalistischen System unterdrückt. Frauen werden nach wie vor nicht gleichwertig behandelt. Dagegen stehen wir auf, sind laut und we won't shut up! Zum Namen kam es, als einer Mitstreiterin an ihrer alten Arbeitsstelle von ihrem männlichen Vorgesetzten vorgeworfen wurde, dass sie zu laut und radikal sei. Sie hat uns auf die Idee dieses Namens gebracht. Anmerkung dazu: Sie arbeitet mittlerweile glücklich und zufrieden in einem Münchner Frauenhaus!

Was bietet ihr an?

Dieses Jahr haben wir einen Workshop, Podiumsdiskussionen, eine Ausgabe der Interview-Reihe "Auf einen Mokka mit Sue", eine Video-Performance, Infostande verschiedener Organisationen, DJ-Sets und Konzerte im Programm.

Was möchtet ihr mit We Won’t Shut Up! erreichen?

Wir möchten so viele Frauen wie nur möglich erreichen und vernetzen. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich gegenseitig zu inspirieren und empowern. Aber selbstverständlich ist es uns auch sehr wichtig, Männer zu erreichen, denn gerade diese wollen wir für die Themen sensibilisieren. Wir wollen außerdem alle Menschen jeglicher Geschlechtsidentität ansprechen. Wir wollen erreichen, dass alle Menschen gleichwertig behandelt werden und frei von jeglicher Diskriminierung leben können. Gemeinsam sind wir stark! Gemeinsam können wir was bewegen.

Seid ihr auch außerhalb des Weltfrauentages aktiv? Wenn ja, wie?

Ja, wir sind auch außerhalb unseres Kollektivs aktiv in verschiedenen Organisationen wie dem Offenen Frauentreffen München oder "Women Defend Rojava".

Ansonsten ist es uns natürlich besonders wichtig, Feminismus auch im Alltäglichen zu leben. Darauf kommt es doch letztendlich an. Die innere Einstellung nach außen zu tragen, denn so beginnt Veränderung!

Suzan von unserem Kollektiv ist beim Bayerischen Seminar für Politik e.V. tätig, einer Bildungseinrichtung, die das ganze Jahr über durch verschiedene Veranstaltungsformate auf Gesellschaftliche Themen aufmerksam macht.

Und Holy Fingers  bei denen viele von uns mitmachen, setzen der übermäßigen Kommerzialisierung in der Musikszene ihr DIY-Prinzip entgegen. Sie machen von Booking über Design, Werbung und Organisation alles selbst, stehen für faire Eintrittspreise und angemessene Bezahlung der Musiker:innen, die von ihnen gebucht werden, wollen mehr Miteinander in der Münchner Veranstalter-Szene und vernetzen sich deswegen gerne mit Clubs, Veranstaltern und Münchner Bühnen, um dem Publikum Unerwartetes, noch nie Dagewesenes (in dieser Stadt) und selten Gehörtes nahezubringen.

Was ist euch bei eurer politische Arbeit am wichtigsten?

Uns ist bei unserer politischen Arbeit besonders wichtig, dass wir Themen heranziehen, die auch unbequem sind. Alle Themen aller Altersklassen sollen herangezogen werden.

Wir wollen Menschen für das Mitmachen in unserer Demokratie sensibilisieren und mobilisieren. 
Außerdem wollen wir Toleranz und Kritikfähigkeit vermitteln. Durch unsere Veranstaltungen möchten wir den Menschen die Möglichkeit geben, dass sie die politische Handlungsfähigkeit durch kritisches Hinterfragen erwerben. Dazu gehören auch die Fähigkeiten, sich anderen mitzuteilen und mit anderen zu einem gemeinsamen politischen Handeln zu verständigen. Es ist wichtig, dass die Menschen wieder spüren, dass sie ein aktiver Teil in der Politik sein können und nicht ohnmächtig sind. Das Interesse an Politik soll geweckt werden. Besonders wichtig ist, dass wir alle Menschen erreichen und nicht in unserer Blase leben wollen – Politik auf Augenhöhe. Die Menschen sollen gehört werden. 

Ihr seid ja große Musikfans: Welche Rolle spielt das bei der Arbeit von We Won’t Shut Up!?

Das System macht es Frauen nicht nur in großen Unternehmen oder in Spitzenpositionen schwer, nach vorne zu kommen. Auch die komplette Musikindustrie ist nicht davor gefeit, dass Frauen es immer noch schwerer haben als ihre männlichen Mitstreiter.

Bei unserer Arbeit von We Won’t Shut Up! spielt deswegen auch Musik eine große Rolle. Wir bringen beeindruckende, kreative Frauen auf die Bühne und ans DJ-Pult, nicht nur, um zu zeigen, dass es keinen Grund gibt für den unverhältnismäßig männerdominierten Allgemeinzustand der Musikszene, sondern auch und vor allem, weil wir selbst Fans sind und gute Musik einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen wollen.

Kann man bei euch mitmachen? Wenn ja, wie?

Unbedingt! Wir freuen uns immer über Vorschläge zu Themen oder Veranstaltungen. Schreibt uns dazu einfach eine Nachricht über Instagram oder Facebook!

Alle weiteren Informationen sowie Veranstaltungen findet ihr auf der Homepage von We Won't Shut Up.