Wiesn oder: Die Sache mit der Tracht

Die Wiesn steht vor der Tür – ob man mag oder nicht. Da man aber eh nichts dran ändern kann, haben wir beschlossen, Lust zu haben. Lust auf eine entspannte Mittagswiesn, auf eine Runde in den Olympiaringen und auf einen Besuch auf der Oidn Wiesn. Und um euch auch a bisserl einzustimmen, widmen wir uns jetzt in jeder Woche vor der Wiesn einem oktoberfest-spezifischen Thema. Beginnen werden wir mit dieser einen Sache, also mit dieser Sache mit der Tracht.

Also, das mit der Tracht ist wirklich so eine Sache. Aus elterlichen Erzählungen wissen wir, dass früher die Wenigsten in voller Montur aufs Oktoberfest gegangen sind. Das galt wohl eher als unmodern und etwas spießig. Ja und heute, da sieht das total anders aus. Die wahren Revoluzzer scheinen die zu sein, die KEINE Tracht tragen. Denn Tracht ist irgendwie Standard geworden.

Aber Tracht ist eben auch nicht gleich Tracht. Klar stecken viele Traditionen dahinter, auf die aber vielleicht nicht jeder von uns zurückgreifen kann. Trotzdem kann man einiges richtig und sehr, sehr viel falsch machen. Wir finden: So eine Tracht hat halt auch ein Recht, KEINE Faschingsverkleidung zu sein.

Deswegen hier so ein paar Tipps, wie’s gut aussieht:

1. Die Sache mit der Rocklänge

Jedes Dirndl, das über den Knien endet, passt nur dann, wenn ihr noch ein Kind seid. Seid ihr nicht mehr? Dann sieht’s doch irgendwie leicht billig aus und hat mit einem klassischen Dirndl, das meist knöchellang ist, wirklich nicht mehr so viel zu tun. Deswegen schaut’s, dass es mindestens bis zu euren Knien geht und gerne auch noch ein Stückchen drüber hinaus. Sieht besser aus und ihr fühlt euch vielleicht auch wohler. Die Schürze sollte übrigens immer so zwei bis drei Zentimeter vor dem Rocksaum enden. Und ach ja, Carrie Bradshaw-Unterröcke sind jetzt auch nicht so unser Ding. Aber mei, wer’s mag.

2. Die Sache mit der Schleife

Das mit der Schleife ist ja eigentlich ein alter Hut. Trotzdem hier nochmal kurz die Regeln: Links gebunden steht für „noch zu haben“, rechts gebunden für „vergeben/verheiratet“. Wer die Schleife hinten bindet, ist in der Regel verwitwet (oder die Kellnerin) und wer sie vorne trägt noch jungfräulich. Gut, das geht aber ja nun wirklich niemanden etwas an.

Streitpunkt bei der Geschichte: Wie definiert man „vergeben“? Ist ja nichts Offizielles und so. Das muss wohl jede Dame für sich selbst entscheiden. Die Schleife links zu binden ermöglicht es in manchen Fällen vielleicht noch einmal, den eigenen Marktwert auf der Wiesn zu checken. Um dann zu sagen, „Mei, tut mir jetzt echt leid, aber ich hab schon einen Freund“. Fair geht natürlich anders! Aber was ist schon fair auf der Wiesn?

3. Die Sache mit Haar- bzw. Kopfschmuck

Auch wieder was für die Damen: Was vor ein paar Jahren noch der gemeine Trachtenhut war, wurde spätestens im letzten Jahr vom ominösen Blumenkranz ersetzt. Der hat es bis jetzt ja eh überall hin geschafft, sei es auf Festivals, Hochzeiten oder in den Alltag. Und eben auch auf die Wiesn. Findige Verkäufer sind da natürlich auch schon draufgekommen und verkaufen wunderschöne Exemplare direkt im Zelt – NICHT. Wenn also schon Blumen im Haar, dann lieber vorher einen wirklich schönen Kranz im Fachgeschäft eures Vertrauens besorgen. Da kann ein Blumenhaarband dann aber schon gleich mal a bisserl mehr kosten. Oder eben einfach selbst basteln.

Wie ihr schon raushört, tendieren wir eher zu einem Nicht-Kopfschmuck. Was dagegen immer geht, sind schöne Flecht-Frisuren, Locken oder einfach ganz ohne alles. Wir wollen uns ja nicht verkleiden.

4. Die Sachen mit den bunt-karierten Hemden

Die Herren haben trachten-technisch in der Regel ja nur eine Möglichkeit, großartig in den Farbtopf zu greifen. Währen die Damen sich hier wirklich von Kopf bis Fuß ausleben können, beschränkt sich das bei den Männern eigentlich nur auf die Hemdfarbe. Dabei scheinen karierte Hemden durchweg als „Trachtenhemden“ durchzugehen. Gerne getragen wird hier die rot-weiße oder blau-weiße Kombination. Wer seine modische Individualität aber auch auf dem größten Volksfest der Welt zeigen möchte, greift gerne noch tiefer in die Farb-Palette: Verschiedene Pastell-Töne in einem Karo-Hemd sind da schon keine Seltenheit. Zum Schluss auch noch das passende Halstuch und passende Strümpfe dazu. Mei, wer’s mag. Aber am besten sieht halt einfach immer noch das klassische Trachtenhemd aus – und das ist eben farblos, also weiß. Beweist vielleicht nicht Individualität, aber Stil.

5. Die Sache mit den Schuhen

Bei der Sache mit den Schuhen sind wir dagegen eher toleranter unterwegs. Turnschuhe zur Lederhosen, Ballerinas zum Dirndl? Joa, sieht jetzt vielleicht nicht umwerfend aus, aber: Es ist praktisch. Die Wiesn ist groß und staubig oder schlammig – je nach Wetterlage. Zieht also Schuhe an, die was erleben dürfen. Und wenn ihr vorhabt, auf der Bank zu feiern, auch solche, mit denen ihr das könnt. Allzu hohe Schuhe bieten sich dafür meist nicht so an. Vor allem nicht dann, wenn man die ein oder andere Maß schon intus hat. Unser Herz schlägt natürlich schon für g’scheite Haferlschuhe und leichte Absatzschuhe. Aber allzu eng sollte man das ganze eben auch nicht sehen. Weil am Ende ist es eben doch nur eines, nämlich die Wiesn.