Ausgangspunkt für das Stück war die Zerschlagung der Internationalen Memorial-Gesellschaft. Nana Grinstein hat ein dokumentarisches Theaterstück geschaffen, in dem Interviews, Gerichtsakten und Texte aus der Zeit von Bertolt Brechts Exil mit dem Fall der berühmten Brecht-Schauspielerin Carola Neher verflochten sind. Ihr tragisches Schicksal wurde von Memorial rekonstruiert. Übrigens war Neher Schauspielerin der Kammerspiele, und dies ist das erste Stück über sie auf dieser Bühne.
Die Handlung des Stücks spielt in drei Epochen: den stalinistischen Repressionen der 1930er Jahre, den Perestroika-Jahren der 1980er, als die Bewegung zur Bewahrung des Gedenkens an die Repressionen die Organisation „Memorial“ gründete und in der Gegenwart. Diese drei Zeitebenen sind durch die gemeinsame Geschichte von Carola Neher verbunden – einer deutschen Schauspielerin, die im stalinistischen GULAG ums Leben kam.
Carola Neher war ein Star der deutschen Bühne in den 1920er Jahren und die erste Schauspielerin, die die Rolle der Polly Peachum in der „Dreigroschenoper“ spielte. 1933, nach der Machtergreifung Hitlers, nahm sie an antinazistischen Aktionen teil, wurde ausgebürgert und floh bald darauf in die Sowjetunion, wo sie eine Gefangene des Gulags wurde. 1942, ohne jegliche Kenntnis vom Schicksal ihres kleinen Sohnes Georgij, starb sie an Typhus im Gefängnis von Sol-Ilezk.
Im Stück gibt es drei Hauptfiguren: Carola Neher, Bertolt Brecht und Irina Scherbakowa, eine der Gründerinnen von „Memorial“, die maßgeblich zur Erforschung von Carolas Leben in der Sowjetunion beigetragen hat. Der Fall von Carola Neher ist ein Beispiel für die Arbeit von Memorial mit der Erinnerung. Ende der 1980er Jahre half Scherbakowa Carolas Sohn Georgij den Ort zu finden, an dem seine Mutter gestorben war.
Anastasia Patlay, die Russland nach Beginn des Krieges in der Ukraine verlassen hat, wurde 2023 als erste Künstlerin in die Residenz „Artists at Risk“ im Brechthaus eingeladen. Im Rahmen dieses Programms schuf sie eine neue Version des Stücks „Memoria“ speziell für das Brechtfestival 2023. Genau diese Inszenierung wird am 16. Oktober in den Münchner Kammerspielen gezeigt.
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10 €, ermäßigt 5 €