FOTO: © Sandy Craus

A Foreign Love Story - theatrale Stadtraumerkundung durch Deutz

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Ist ein U-Bahn-Schacht Idylle? distriktneun macht Köln-Deutz zum Schauplatz einer theatralen Stadtteilerkundung mit Schauspiel, Puppenspiel und Musik. Das Ensemble überträgt Johann Wolfgang von Goethes Idyll Hermann und Dorothea, erschienen 1797, in den heutigen urbanen Raum und präsentiert A Foreign Love Story. Die Liebesgeschichte zwischen Hermann, einem kontaktscheuen Sohn aus reichem Haus, und Dorothea, einem mittellosen, aber selbständigen Mädchen auf der Flucht, war ein Tabubruch und ist heute ebenso aktuell wie damals.

Im 19. Jahrhundert war Hermann und Dorothea Goethes meistgelesenes Werk, in Schulen und für das Bürgertum geradezu Pflichtlektüre, ein regelrechtes Kultbuch. Später galt es als spießig und geriet fast in Vergessenheit. Die Bearbeitung von distriktneun untersucht urbane Idylle und Heimat, fokussiert Hermanns Aufbäumen gegen ein erdrückendes Elternhaus und zeichnet das Psychogramm einer Flüchtenden im Goethe´schen Hexameter. Unter der Regie von Andrea Bleikamp (wehr51) wird aus dem Idyll ein Idyllical, gespielt von Thomas Krutmann (Raketenklub), der in den Dialog tritt mit dem Puppenspiel von Marion Bihler-Kerluku (LUK Puppentheater). Die Szenerie – die Straßen rund um den Deutzer Bahnhof, Bahnsteige und U-Bahn-Schächte – versetzt Goethes Dichtung ebenso in einen neuen interessanten Kontext wie die Live-Elektronik der Kölner Musikerin und Komponistin Doro Bohr (composersfield).

Den öffentlichen Raum zur Bühne zu machen gehört seit vielen Jahren zum künstlerischen Konzept von distriktneun. Das Ensemble hat in den vergangenen Jahren immer wieder den Stadtraum erkundet: auf den Spuren von Heinrich Heine rund um die Mülheimer Brücke oder von Heinrich Böll in der Kölner Südstadt. Hermann und Dorothea wurde 2020 in Mülheim uraufgeführt – der Legende nach soll Goethe selbst einst dort gewesen sein. Publikum und Presse zeigten sich begeistert. Nun wird die Stadtteilerkundung in Deutz neu inszeniert.

Pressestimmen:

„Die Wirtshausszene, in der die beiden Prüfer durch Handpuppen dargestellt werden, ist das komödiantische Highlight des Spiels. Überhaupt holt das auf Tempo agierende Trio jede Menge Unterhaltsames aus dem klassischen Stoff. (...) Goethes aus der Mode gekommenem Lehrstück wird mit dieser vitalen Inszenierung neues Leben eingehaucht.“ - Norbert Raffelsiefen, Kölner Stadt-Anzeiger

„Das Spektakel zieht in der Spätsommerdämmerung alle Blicke auf sich, selbst aus den Fenstern schauen sie, die neugierigen Menschen. (...) Eine Verknüpfung von Poetik und Stadtraumerkundung bringt einem das eigene Viertel noch einmal näher.“ - Rosanna Grossmann, Choices

„Wenn Krutmann die Tour in einem ergreifenden Monolog am Ende eines Bahnsteigs abschließt, ist wirklich alles gelungen. Musik, Puppenspiel und Darstellung werden aus nächster Nähe als eine Einheit begriffen, die sich wie ein anderer Planet durch Mülheim wälzt. Da will der Applaus nicht enden, und lange stehen Darsteller und Zuschauer nachher noch auf dem Bahnhofsvorplatz zusammen, um über das Stück zu sprechen. Schöner mag man sich Theater kaum vorstellen.“ - Michael Zerban, O-Ton

Credits:
Puppenspielerin/Puppenbau: Marion Bihler-Kerluku / Schauspieler: Thomas Krutmann / Regie: Andrea Bleikamp / Komposition & Musik: Soho.Fox / Öffentlichkeitsarbeit: neurohr & andrä / Grafik-Design & Fotografin: Sandy Craus / Künstlerische Leitung: Marco Hasenkopf / Produktion: d9 – distriktneun

Gefördert durch: Kulturamt der Stadt Köln

Location

Kürassier-Denkmal in Köln-Deutz Urbanstraße 1 50679 Köln