Anja Lechner ist ein Stammgast: Sie spielte hier mit dem Pianisten Francois Couturier, mit dem jungen Klaviervirtuosen Raúl da Costa oder dem Bandoneonspieler Dino Saluzzi, mit dem sie einige ihrer mehr als 30 Alben aufgenommen hat. Komponisten wie Arvo Pärt haben ihr filigrane Werke auf den Leib geschrieben. Fast wundert man sich, dass erst jetzt ihre erste Solo-Aufnahme bei ECM erscheint – eingespielt in der Münchener Himmelfahrtskirche, produziert von Manfred Eicher.
Was ihr da gelingt, ist meisterlich: Nicht nur lässt sie zwei von Bachs Suiten für Violoncello mit großer Unbeschwertheit und Raffinesse erklingen. Sie verbindet das Bach-Universum zudem mit zwei anderen Kosmen: jenem des Frühklassikers Carl Friedrich Abel und des Schotten Tobias Hume. Beide waren Meister auf der Viola da Gamba. Lechner überträgt die Stücke aufs Cello, in ihrem Spiel aber denkt sie das alte Instrument mit. Man staune über die Leichtigkeit und innere Logik, so schreibt Kristina Maidt-Zinke im Booklet, „mit der hier drei musikalische Welten einander berührt haben.“ Aber nicht nur berühren sie sich – Lechner übersetzt sie in die Gegenwart. Die Friedenskirche bietet einen würdigen Rahmen für diese Solo-Offenbarung.