Das Stück «Der Stiefel und sein Socken» des im Januar dieses Jahres verstorbenen Münchner Universalkünstlers Herbert Achternbusch ist vielleicht sein persönlichstes. Gleichzeitig ist es wunderbar komödiantisch und steckt voller Zärtlichkeit, Poesie und Absurdität. Im Zentrum stehen der Kriegstrauma-geplagte Dichter Herbert und sein Lebensmensch Fanny, die in einer an Samuel Becketts «Endspiel» erinnernden Zweisamkeit zusammenleben. Eine Welt außerhalb ihrer eigenen Realität scheint für Fanny und Herbert nicht zu existieren. Wenn sie aber doch hereinbricht, wird sie kurzerhand zum Teil ihres Spiels und ihrer Fantasiewelt. Ihr Leben ist ein einziges «Schauspiel», angetrieben und geprägt von der Angst vor dem gegenseitigen Verlust, der Angst, einmal allein zu sein oder wie Achternbusch schreibt: Plötzlich steht der Stiefel ohne seinen Socken da.