FOTO: © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Giuliani von Giese

Ein Objekt, viele Fragen. Koloniale Fotografie. Die Kamera als Waffe

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Dass die Kolonialfotografie die Perspektive der weißen Kolonialist*innen wiederholt, ist in den vergangenen Jahren und in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder thematisiert und diskutiert worden. So zeigen koloniale Fotografien jene, die es zu kolonisieren galt, in Arbeitssituationen, etwa auf Plantagen. Kolonialist*innen hingegen werden in Momenten – wenn auch den stilleren – der Machtausübung, etwa auf dem Pferd oder beim Nachmittagskaffee dargestellt. Es sind Repräsentationen weißer Macht, deren Gewalt sich nicht nur an deren Inszenierung festmacht, sondern auch an der Tatsache, dass die Belichtungszeit der Kamera die Subjekte davor zwang, in der Position zu verharren.

Obwohl die kritische Reflexion von Bildregimen im Zusammenhang mit dem Kolonialismus inzwischen gängiger ist, wird die Kamera selbst bisher selten als Werkzeug und Waffe kolonialer Bestrebungen betrachtet. Gemeinsam mit Sinthujan Varatharajah wollen wir einen Blick hinter koloniale Fotografien werfen und die Kamera, die selbst ein Werkzeug kolonialer Aneignungs- und Unterwerfungspraktiken ist, betrachten.

Im Gespräch wird anhand konkreter Beispiele besprochen, wie die Kamera zum Zweck kolonialer Besetzung und Ausbeutung entwickelt, weiterentwickelt und verwendet wurde. Auf dieser Grundlage wollen wir eine Brücke in die Gegenwart schlagen, denn die Kamera ist heute ein fester Bestandteil unseres Alltags. Mit ihr halten wir die außergewöhnlichen und die einfachen Momente des Lebens fest und teilen über soziale Medien kuratierte Ausschnitte unserer Leben. In diesem Kontext gehen wir der Frage nach, welches anti-koloniale Widerstandspotenzial die Kamera heute hat.

Josephine Apraku ist Afrikawissenschaftler*in, Autor*in und Trainer*in für intersektionale rassismuskritische Bildungsarbeit. Als Lehrbeauftragte*r hat Josephine Apraku unter anderem an der Alice Salomon Hochschule und der Humboldt-Universität zu Berlin unterrichtet. Darüber hinaus hat Josephine Apraku als Kolumnist*in für Magazine wie das Missy Magazine, Edition F und den Berliner Tagesspiegel geschrieben. Ihr*sein aktuelles Buch "Kluft und Liebe – Warum soziale Ungleichheit uns in Liebesbeziehungen trennt und wie wir zueinanderfinden" ist im September 2022 bei Eden Books erschienen.

Sinthujan Varatharajah lebt als freie*r Wissenschaftler*in und Essayist*in in Berlin. Sie*er studierte Politische Geographie und war mit der Forschungs- und Kunstinstallation "how to move an arche" Teil der 11. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Varatharajah arbeitete über mehrere Jahre hinweg für verschiedene Menschenrechtsorganisationen in London und Berlin. Ihr*sein erstes Buch "an alle Orte, die hinter uns liegen" ist im September 2022 im Hanser Verlag erschienen.

Weitere Infos: Ab 16 Jahren. Sprache: Deutsch. Ort: Ausstellung "Leerstellen. Ausstellen. Objekte aus Tansania und das koloniale Archiv".

Location

Humboldt Forum Schloßplatz 10178 Berlin

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