Der Zeitraum um 1900 fiel mit einer Vielzahl zivilisatorischer Veränderungen zusammen. Die wachsende Prosperität einer breiteren bürgerlichen Schicht - eine Folge des Wirtschaftsaufschwungs der Gründerzeit - brachte im Konsumbereich eine belebtere Nachfrage nach gehobenen Gütern. Der Markenartikel etablierte sich - und mit ihm das Bedürfnis, die beworbenen Verbrauchsgüter erstmals haltbar und werbewirksam zu vertreiben. Neue Methoden der Lebensmittelkonservierung ließen neuartige Produkte entstehen wie z.B. gesüßte Limonaden oder haltbare Backwaren ("Keks" genannt nach engl. "Cakes"). Solche neuen Markenprodukte waren teuer.
Das Phänomen der Luxusentfaltung der neu entstandenen heterogenen Aufsteigerschichten kommentierte 1899 der amerikanische Sozialkritiker Thorstein B. Veblen (1857-1929) süffisant in seinem berühmten Buch "The Theory of the Leisure Class". Der neu erworbene Reichtum werde genutzt, um das Umfeld durch Luxuswaren zu "neidvollen Vergleichen" zu provozieren. Das Auftreten und die Attribute der von Veblen geschilderten "müßigen Klasse" wurden ihrerseits zu Konsumvorbildern. Die neue Entdeckung, daß Verbraucher Prestigegewinne durch die Sichtbarkeit der luxuriösen Markenverpackungen verbuchen konnten, eröffnete um 1900 den Artikeln neue Zielgruppen.
Diese konnten sich neue Konsumgewohnheiten leisten, die zu neuen Darreichungsformen der Produkte führten (Zigarettenschachtel, Tafelschokolade, Coca-Cola-Flasche). Besonders innovative Produkte hatten damals auch eine besonders eigenständige Packung, die sich in manchen Fällen bis heute als markenbildend bewährt und deshalb über 100 Jahre erhalten hat. Heute sind Produk wie Coca-Cola, Erdal, Leibniz, Milka, Odol, Persil oder Maggi auch deshalb "Kult"-Marken, weil ihre unverwechselbare Packung ihnen Eigenständigkeit ("Uniqueness") und Marktgeltung sichert.