»Eine Art Erinnerung an die Jugend«: So beschreibt der fast siebzigjährige Leoš Janáček das gerade beendete Bläsersextett in einem Brief an seine Muse Kamila Stösslová. Die Suite »Mládi« (Jugend) entsteht im Sommer 1924 während eines dreiwöchigen Aufenthalts in Janáčeks Geburtsort Hukvaldy, angeregt vom dringenden Bedürfnis Janáčeks, anlässlich seines 70. Geburtstages Lebensrückschau zu halten.
Autobiografische Bezüge hat auch das Klaviertrio op. 20 von Bedřich Smetana. Das dramatische Werk entsteht nach einer Familienkatastrophe: 1855 stirbt seine erst viereinhalbjährige Tochter Friederike an Scharlach. Mit ihrem Tod bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Das Klaviertrio g-Moll schreibt er nach Friederikes Tod, und es wird Smetanas erstes Meisterwerk größerer Form.
1803 komponiert Ludwig van Beethoven die »Kreutzersonate« für Violine und Klavier, rund 80 Jahre später schreibt der russische Dichter Lew Tolstoi eine Erzählung, in der jene Beethovensonate eine Schlüsselrolle spielt, der Titel: »Die Kreutzersonate«. 1923 entwirft der tschechische Komponist Leoš Janáček sein erstes Streichquartett, tief beeindruckt von Tolstois Erzählung. Deshalb trägt auch das Streichquartett den Untertitel »Kreutzersonate«. Aus großer Musik der Wiener Klassik wird so zunächst eine dramatische Erzählung und daraus wiederum ein Streichquartett der frühen Moderne aus Tschechien.