Das sagt der/die Veranstalter:in:

Pinky Promise ist das eindrucksvolle und nachdenklich stimmende Projekt des Fotografen Pierre Crocquet über den sexuellen Missbrauch an Kindern in Südafrika. Erstmalig im Jahr 2012 in Deutschland ausgestellt, werden seine Fotografien, fast 11 Jahre nach seinem Tod, erneut in der Galerie Seippel in Köln präsentiert.

Dieses außergewöhnliche Projekt, das vom gleichnamigen bei HatjeCantz erschienenen Buch begleitet wird, war das Ergebnis dreier intensiver Jahre der Annäherung, des Fotografierens und unzähliger persönlicher Interviews mit den an dem Projekt beteiligten Opfern, Tätern, Familienangehörigen, Kriminalbeamten, Ärzten und Therapeuten.

Mit großer Sensibilität und dem Versuch größtmöglicher Unvoreingenommenheit werden acht ganz unterschiedliche Geschichten von fünf Opfern, aber auch drei Tätern vorgestellt. Sie alle erzählen von sexuellem Missbrauch, den Wunden und Traumata der Opfer wie Täter sowie den Umständen, welche letztlich auch zu einer möglichen langsamen „Heilung“ dieser Wunden beitragen können.

Die eindringlichen und einfühlsamen Schwarzweißfotografien Crocquets werden dabei ergänzt durch zahlreiche Briefe, Familienfotos, Tagebucheinträge und ähnlicher Dokumente aus dem Leben der portraitierten Personen. Ohne zu werten, setzte er sich mit seinen Fotografien mit den Geschichten der Opfer und Täter auseinander. Die Erinnerungen offenbaren Trauma und Heilung auf beiden Seiten. Opfer wie Täter teilen ein Geheimnis - durch das erzwungene Versprechen zu schweigen, symbolisiert im gegenseitigen Überkreuzen der kleinen Finger: Pinky Promise. Der Akt des Missbrauchs kristallisiert zur Vergangenheit, die nicht vergehen darf, sondern ewig währen muss. So erscheinen Pierres gegenwärtige Szenen in schwarz-weiß, während die persönlichen Dokumente wie etwa Familienalben in lebendiger Farbigkeit aufleuchten.

Während des gesamten Projekts stand Pierre Crocquet im engen Kontakt zu Experten, die seit langem mit Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch bzw. Tätern arbeiteten. Diese Experten haben Pierre Crocquet auch mit juristischem und ethischem Rat unterstützt. Dabei war ihm jederzeit bewusst, dass er sich als „Fachfremder“ auf äußerst schwieriges Gebiet begibt. Pinky Promise beansprucht folglich nicht für sich, dazu geeignet zu sein, das Phänomen des Kindesmissbrauchs umfassend oder gar abschließend beschreiben zu können. Vielmehr ist es dem Fotografen ein Anliegen, anhand der vorgestellten Geschichten ein größeres Bewusstsein für dieses komplexe gesellschaftliche wie globale Problem zu schaffen, welches in manchen Teilen der Welt wahrhaft epidemische Ausmaße annimmt. Mit dieser Ausstellung wollte Pierre Crocquet auch ein Bewusstsein zur Sicherung der Rechte der Kinder auf Unversehrtheit und eine gewaltfreie Privatsphäre schaffen.

"Ich glaube, die Wahrheit ist bei jedem Thema sehr schwer - oder gar unmöglich – herauszubekommen. Ich wollte also ein Gefühl dafür vermitteln. Dazu musste ich sowohl die Opfer von Missbrauch als auch die Täter einbeziehen.“ (Pierre Crocquet)

Pierre Crocquet wurde 1971 in Kapstadt geboren, wuchs jedoch in einer Kleinstadt westlich Johannesburgs auf. Nach seinem Studium in Kapstadt ging er beruflich nach London, wo er am London College of Printing Fotografie studierte. Nach seiner Rückkehr nach Südafrika im Jahre 2001 widmete er sich in seinem fotografischen Schaffen insbesondere dem Leben der Menschen in Südafrika und auf dem afrikanischen Kontinent. Im Jahre 2013 kam der Künstler bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Die Ausstellung ist seinem Andenken gewidmet.

„Ich bin ein Geschichtenerzähler. Ich wähle nicht so sehr Themen aus, um sie zu fotografieren, sondern Menschen, und erzähle ihre Geschichten. Themen usw. ergeben sich aus ihren Geschichten, oder was auch immer erzählt werden soll, wird erzählt.“ (Pierre Crocquet)

Pinky Promise, Hatje Cantz, ISBN 978-3-7757-3173-7

Location

Galerie Seippel Zeughausstraße 26 50667 Köln

Location | Galerie

Galerie Seippel
Galerie Seippel Zeughausstraße 26 50667 Köln

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