FOTO: © Marie Zahir

„Reappearance” & „Sommerspiele”

Das sagt der/die Veranstalter:in:
Eine filmische Spekulation über Geschichte und Erinnerung und ein cineastisches Manifest gegen das Vergessen: Die Kurzfilme „Reappearance“ (2022) und „Sommerspiele“ (2023) der Choreografin und Filmemacherin Eszter Salamon verbinden Visionen und Gesten zweier Künstlerinnen aus verschiedenen Epochen.

„Reappearance“ und „Sommerspiele“ beziehen sich auf zwei Anekdoten aus der Autobiographie „Ich bin eine Hexe. Kaleidoskop meines Lebens“ (1968) der deutschen Avantgardekünstlerin und Performerin Valeska Gert. In der ersten beschreibt Gert, wie sie nackt für ihren Liebhaber, einen Pianisten, im Austausch für die Stücke tanzt, die er für sie komponiert hat. Die zweite Anekdote spielt im Sommer 1936 in London. Drei Wochen lang diktiert Gert einem Mann ihre Ideen für ein Drehbuch, bis sie feststellt, dass er drogenabhängig und seine Mitschrift unleserlich ist.

Die Kurzfilme untersuchen transnationale und feministische Intersubjektivität und die Materialität des weiblichen Körpers. Unter Verwendung des Grotesken, eines von Gert verwendeten performativen Mittels, thematisieren sie das Versagen von kollektivem Gedächtnis und historischem Bewusstsein. „Reappearance“ und „Sommerspiele“ reflektieren die physische und künstlerische Unbeständigkeit der Performance und das Potenzial des bewegten Bildes, einen Raum für die Veränderung des historischen Kanons zu schaffen.

Reappearance (2022, 37 Minuten)In „Reappearance“ wandert eine nackte weibliche Figur durch die leeren Räume eines Museums. Sie ähnelt der Avantgardekünstlerin und Performerin Valeska Gert. Die Figur spielt mit der Architektur und der Ausstellung des Museums, ist Eindringende, Aufwieglerin und Entertainerin zugleich. Sie setzt die Kamera als Werkzeug der Emanzipation ein und verwandelt so Unsichtbarkeit in eine filmische Präsenz. Changierend zwischen Überwachung und dem Wunsch, gesehen zu werden, macht ihr Körper Spuren historischer Ausdrücke und Intensitäten sichtbar.

Sommerspiele (2023, 26 Minuten)Ein Echo der Vergangenheit und Reflexion des wiedererstarkenden Nationalismus: In dem Kurzfilm „Sommerspiele“ konfrontiert Eszter Salamon die fiktive Figur der Valeska Gert mit der Nazi-Architektur der Olympischen Sommerspiele 1936. Während die architektonischen Überbleibsel der Nazi-Vergangenheit heute noch als Schauplätze von Unterhaltungs-, Erholungs- und Sportveranstaltungen präsent sind, sind andere historische Kontexte – wie die von Gert – nicht gut dokumentiert und in Vergessenheit geraten. Gestützt auf Autobiografien, historische Fakten und kunsthistorische Bezüge schlägt „Sommerspiele“ Film und Performance als Mittel vor, um eine andere Erinnerungskultur zu schaffen und Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Anknüpfend an das Erbe Valeska Gerts befragt Salamon die Darstellung von Körper, Ethnie und Geschlecht, um Spuren rassistischer Propaganda entgegenzuwirken. 

Die beiden Kurzfilme werden im Rahmen der :LOVE:-Kooperation zwischen der Tanzfabrik Berlin und Radialsystem in den Räumen des Radialsystems gezeigt. Mit der Initiative „Radialsystem ♥ Tanzfabrik“ kooperieren die beiden Institutionen, um gezielt die Präsentationsbedingungen von Tanzschaffenden zu verbessern.

Preisinformation:

Tickets – pay as you can 10/15/20/25 Euro→ Verkauf über die Ticketing-Plattform der Tanzfabrik Berlin.

Location

Radialsystem Holzmarktstr. 33 10243 Berlin

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