René Böll – „Wozu Dichter in dürftiger Zeit?“

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René Böll – „Wozu Dichter in dürftiger Zeit?“

Liu Xiaochun

René Bölls fernöstliches Fühlen

Wenn ich die Malerei von René Böll betrachte, insbesondere seine Tuschmalereien, fühle ich seinen starken Wunsch, tief in den Geist der chinesischen Kultur einzudringen und ihn zu erfassen. Diese Haltung unterscheidet sich völlig von der anderer westlicher Künstler, die sich mit fernöstlicher Kunst befassten. Künstler wie Hans Hartung, Franz Kline, Robert Motherwell, Henri Matisse, Joan Miró, Jackson Pollock, Pierre Soulages, Antonio Tapies und andere benutzten die fernöstliche Kunst als eine Art Steinbruch, ließen sich sehr frei und eigenwillig vom Duktus der Kalligraphie und Malerei beeinflussen, befassten sich aber kaum mit der Tuschtechnik und den philosophischen Hintergründen. Als Chinese sehe ich in ihrer Kunst weniger  den Geist der fernöstlichen Kultur als den Geist westlicher Kultur. In ihrem kreativen Schaffensprozess zerschneiden sie die fernöstliche Kunst und greifen sich nach ihrem Geschmack die Elemente heraus, die sie brauchen. Im Entwicklungsprozess der modernen westlichen Kunst war dies ein wichtiges Moment. Ohne diese selektive Wahrnehmung der fernöstlichen Kunst, hätten jene Maler in der europäischen und nordamerikanischen Kunst kaum diese vollendeten Kunstschöpfungen zustandegebracht.

Weil René Böll seinen westlichen Kulturhintergrund nicht verlassen hat, sich aber trotzdem in die chinesische Kultur hineinversetzen will, sehe ich ihn als einen besonderen Botschafter für den Austausch von chinesischer und deutscher Kultur.

Liu Xiaochun, Beijing, im November 1995

Location

Art of Buna Genter Straße 26 50672 Köln

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