Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, ist seit den ersten Raketen des Überfalls Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 buchstäblich Brennpunkt einer europäischen Landkarte nach der Zeitenwende. Die Metropole, die in der europäischen Wahrnehmung zuvor kaum präsent war, befand sich im 19. Jahrhundert am Knotenpunkt vieler Handelswege, wurde zur ersten Hauptstadt der Ukrainischen Sowjetrepublik, zum Zentrum der ukrainischen Avantgarde und der Wissenschaft. Sie ist eine Stadt mit vielschichtigen, teils traumatischen historischen Verwicklungen, gespiegelt in den Menschen, der Architektur und den Erinnerungsorten.
Kaum ein zweiter erzählt und besingt diese Stadt so treffend wie Serhij Zhadan, der diesjährige Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Im Jüdischen Museum Berlin (JMB) spricht er mit Yuriy Gurzhy, dem Musiker und Komponisten, der 1995 aus Charkiw nach Berlin umsiedelte. Zhadan und Gurzhy arbeiten seit Jahren mit Wort und Klang zusammen und bringen dem Publikum die vielfältige Literatur und Musik der Ukraine näher. Die Architektin Ievgeniia Gubkina gibt Einblicke in die architektonische Struktur und Geschichte der Stadt und das Leben im Krieg. Die Übersetzerin und Kulturmanagerin Sofia Onufriv moderiert die Veranstaltung.
Das Jüdische Museum Berlin, die Bundeszentrale für politische Bildung und OFEK e.V. möchten in der Gesprächsreihe Ukraine im Kontext die jüdischen Perspektiven auf den Krieg in der Ukraine hör- und sichtbar werden lassen und Einblicke in die vielschichtige Gegenwart des Landes vor dem Hintergrund seiner Geschichte geben. Anhand der Städte Charkiw, Lwiw, Tscherniwzi, Odesa, Dnipro sowie Berlin als Zufluchtsort sprechen ukrainische Künstler*innen und Wissenschaftler*innen über das Leben und Überleben im Krieg, Mehrfachzugehörigkeiten, konkurrierende Erinnerungen, Identitäten, Städte- und Geschichtsbilder.
Eine Gesprächsreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung, des Jüdisches Museums Berlin und OFEK e.V.
Die Veranstaltung findet in deutscher und ukrainischer Sprache mit Simultanübersetzung statt.
Wo: W. M. Blumenthal Akademie,
Klaus Mangold AuditoriumFromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin
(gegenüber dem Museum)