Mit seiner Kamera nimmt der international renommierte Fotograf Frédéric Brenner seit über 40 Jahren die vielfältigen Formen jüdischen Lebens in der Diaspora und dessen Repräsentationen in den Blick.
Brenners neuer fotografischer Essay ZERHEILT ist zwischen 2016 und 2019 entstanden. Darin erkundet er Berlin als Bühne verschiedener Inszenierungen des Jüdischen und porträtiert Orte und Individuen – Neuankömmlinge, Alteingesessene, Konvertit*innen, Zuwander*innen und andere, die sich in Berlin niedergelassen haben oder auch nur vorübergehend hier leben. Dabei hinterfragt er stereotype Bilder und Vorstellungen, um neue Perspektiven zu eröffnen – auf Menschen und Fragen, die sich um die jüdisch-deutsche Geschichte drehen.
Seine Bildsprache entwickelt Frédéric Brenner nach ausgiebigen Recherchen, aus Beobachtungen und zahlreichen Gesprächen. Fotografieren bedeutet für ihn vor allem Begegnung mit Individuen, denen er Raum gibt, sich selbst in Szene zu setzen.
Brenner erhebt nicht den Anspruch einer erschöpfenden Dokumentation des Status quo jüdischen Lebens in Deutschland oder gar einer visuellen Definition eines zeitgenössischen „Jüdischseins“. Seine Bilder bieten vielmehr fragmentarische Einblicke in das Leben in dieser Stadt voller Paradoxien, Dissonanzen, Leerstellen und widerstreitender Narrative zwischen Vergangenheitsbewältigung und dem Wunsch nach Erlösung.
Brenners Fotografien zeigen vielstimmige, manchmal bizarre und verstörende Impressionen von Ortlosigkeit und Entfremdung, die – als Betrachtung der Conditio humana im Allgemeinen – weit über die jüdische Geschichte oder die Geschichte Berlins hinausweisen. „Ich mache Bilder, um Bilder zu brechen“, so formuliert Frédéric Brenner seine Einladung an Betrachter*innen, die Eindrücke zu immer wieder neuen Geschichten zu verknüpfen.
Der Fotoessay ZERHEILT wird in dieser Ausstellung erstmalig gezeigt.