Shenzhen, China: Wie aus einem unkontrollierbaren Myzel sprießen die Wolkenkratzer in den trüben Himmel einer Stadt, deren Bevölkerung sich in nur 40 Jahren von 30.000 auf 20 Millionen multiplizierte. Die Filmemacherin Qinyuan Lei kam selbst als Kind nach Shenzhen. Mit 19 Jahren verließ sie die Stadt: Wehmütig blickt sie zurück. Ihr Alter Ego sind zwei Schwestern, deren Eltern sich in dem Elektronikmarkt einen kleinen Laden aufgebaut haben. Die Kinder verzaubern die Welt der Automaten in einen Märchenwald; Allegorie und Wirklichkeit überlagern sich. „Es wäre gut viel nachzudenken, um von so Verlornem etwas auszusagen, von jenen langen Kindheit-Nachmittagen, die so nie wiederkamen – und warum?” schreibt Rainer Maria Rilke. Ein Film wie ein Gedicht. Julia Teichmann