In the organizer's words:
She is not prepared to die, but it is not up to her, is it? She can prepare as much as she wants to, it is still going to happen. It happened. It is happening right now. Anyway who knows what there is on the other side? Maybe nothing. Maybe more of this? Which would mean we are already on the other side, right now. Now, that would be scary. Heaven and Hell everything right here, right now. And the theatre keeps playing. And we keep playing our roles.
THE WORK ist eine Retrospektive, die Werk und Leben in den Blick nimmt: das Werk der fiktiven Künstlerin Xenia wie das bisherige Werk von Kennedy und Selg. Im Bühnenbild finden sich Elemente aus bisherigen gemeinsamen Arbeiten der vergangenen Jahre versammelt. Bühnenwerke, Objekte, die ansonsten im Theater üblicherweise der Vergänglichkeit anheimfallen oder genau genommen der Verschrottung – auch eine Art Theatertod. Und auch darin verbindet sich auf Ebene des Bühnenbildes diese Inszenierung mit dem Gegenstand ihrer Auseinandersetzung. Wenn man allerdings in diesem Zusammenhang auch von einer Retrospektive Susanne Kennedys spricht, so kommt man nicht umhin, die sich 2024 20-jährige Zusammenarbeit mit dem Sounddesigner Richard Alexander vor Augen zu führen. Spätestens seit der Inszenierung Fegefeuer in Ingolstadt, in der die Stimmen erstmals konsequent und ausschließlich separat, also getrennt vom Körper der Spielenden, „vom Band“ liefen, hat sich diese für Kennedys Inszenierungen so wiedererkennbare und spezifische Technik sowie mittlerweile ein Archiv aus Sound- , Stimm- und Klangkompositionen herausgebildet. Die Stimmen werden von Schauspieler:innen oder auch Laien, je nach Inszenierung, einzeln im Studio aufgenommen und erst später, im Verlauf der Proben, zu Dialogen verwoben und in eine Soundmontage eingebettet, wie wir sie dann auf der Bühne hören. So entsteht jeweils eine eigene Partitur und Timeline, in die die Inszenierung eingebunden ist und andersherum.
THE WORK ist eine theatrale Bühneninstallation, die um das Leben und insbesondre Sterben der Künstlerin Xenia kreist. Die Grenzen von Vergangenheit und Gegenwart sind aufgehoben: Wir sind im Loop, Susanne Kennedy inszeniert THE WORK. Und der Zuschauende sieht die Künstlerin Xenia „im Sterberaum“, während sie gleichzeitig für und in THE WORK mit Figuren, die für die Rollen und Szenen aus ihrem Leben gecastet worden sind, Teile ihres Lebens reinszeniert. Jedoch scheinen ihr diese Figuren und Szenen immer wieder zu entgleiten. Etwas gerät aus den Fugen und hat längst ein Eigenleben entwickelt ‒ als wäre man auch Teil von Xenias Bewusstsein, das, im Prozess des Sterbens, Zeugin ihres eigenen Lebens wird und nur noch bruchstückhaft an ihr vorbeizieht.
Diese Reise in Form eines Bühnenexperiments, das der Zuschauende gemeinsam mit multiplen Xenias erlebt, begibt sich auf die Spur dessen, was der rationale Verstand nicht greifen kann, was noch immer Gegenstand der natur- und geisteswissenschaftlichen Erforschung ist und doch intellektuell kaum befriedigend zu beantworten ist: Was passiert, wenn der physische Leib im Begriff ist, sich abzulösen oder sich bereits gelöst hat? THE WORK meint aber auch das Leben selbst, die „Arbeit“ des Einzelnen an sich und thematisiert das fortwährende „Sterben“ innerhalb des Lebens. Und schließlich, noch ehe man es verstanden hat, gerinnt alles zur Retrospektive.
Susanne Kennedy und Markus Selg sowie der Soundesigner Richard Alexander erarbeiten THE WORK gemeinsam mit ihrem künstlerischem Team sowie dem Ensemble von Spieler:innen Suzan Boogaerdt, Adriano Henseler, Antonia Maercklin, Jasper Middendorf, Montse Majench, Damian Rebgetz, Ibadet Ramadani, Bianca van der Schoot, Marie Rosa Tietjen, Antonia Wiedemann und Laurie Young.