Mutterschaft ist ein Geflecht aus widersprüchlichen Gefühlen. Diese performative Lesung behandelt gesellschaftliche Zwänge an den weiblich gelesenen Körper.
Gesellschaftliche Ansprüche an den weiblich gelesenen Körper – seine Verfügbarkeit, seine Funktion, seine vermeintliche Bestimmung – greifen tief in Lebenswege ein. Und sie hinterlassen vielschichtige Spuren. Zwischen medizinischen Technologien, kulturellen Erwartungen und psychischen Einschreibungen entsteht ein fragiles Spannungsfeld. Körperlichkeit wird hier zugleich zum Ort der Kontrolle und der Sehnsucht, sowie der Zumutung und der Selbstbehauptung.
In diesem Zusammenhang setzt die performative Lesung von Paulina Czienskowskis Roman Dem Mond geht es gut (2025) einen dialogischen Prozess in Gang, der die Grenzen des Sagbaren zu Mutterschaft, Schweigen, Zwang, Wut und Freude bewusst zum Fließen bringt. Der Roman – poetisch, fragmentarisch und nach innen gewandt – folgt einer jungen Mutter, die sich nach der Geburt ihres Kindes durch ein Geflecht aus widersprüchlichen Gefühlen, Erinnerungen und Erwartungen bewegt.
Den Abend eröffnet Sandra Bejaranos Performance Conquer the Moon (2024). Die Live-Ultraschalluntersuchung ihres leeren Uterus verschränkt sie mit Bildern von Radarüberwachung, IVF-Prozessen, Drohnen und Mondmissionen. Ihre Arbeit zeigt, wie tief die Logik der Eroberung von Körpern in Wahrnehmung und Behandlung des weiblich gelesenen Körpers eingeschrieben sind – und dass diese Übergriffe lange vor dem medizinischen Raum beginnen: im kulturellen Imaginären und in gesellschaftlichen Ideen von Mutterschaft.
Die Lesung aus Dem Mond geht es gut reagiert darauf mit einer Innenperspektive. Diese macht Erfahrungen jener Körper hörbar, die Mutterschaft tatsächlich leben – mit all ihren Ambivalenzen, Brüchen und Philosophien des Alltags. Während die Performance die äußeren Kräfte markiert, die auf den nicht-mütterlichen Körper einwirken, richtet der Text den Blick auf die inneren Resonanzen und Risse, die Mutterschaft selbst hervorbringen kann: Verantwortung und Befreiung, Nähe und Loslösung, Erinnerung und Neubeginn.
In der Verflechtung beider Arbeiten entsteht ein sensibler Zwischenraum, in dem gesellschaftliche Strukturen und persönliche Empfindungen einander spiegeln und die Frage nach der Selbstbestimmung des weiblich gelesenen Körpers neu verhandelt wird. Das anschließende Künstlerinnengespräch lädt dazu ein, diese Reibungsflächen weiterzuführen – zwischen Intimität und Öffentlichkeit, zwischen Erwartung und Erfahrung.
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