Gibt es gegenwärtig eine Poesie der »Working Class«? Das Industrieproletariat in Deutschland scheint kaum mehr vorhanden. Doch gibt es längst ein neues Proletariat der Dienstleistung und der Care-Arbeit. Nur seine poetische Stellvertretung ist bislang noch nicht sichtbar. Im weltliterarischen Maßstab sieht die Lage anders aus. Diese Lesung stellt »Working Class Poets« aus Australien, China, Haiti und Indien vor. Ihre Gedichte sind Dokumente einer politischen Arbeit, die nie im Zweck der Stellvertretung aufgehen, sondern sie um Schönheit erweitern. Die Dichterin Zheng Xiaoqiong protokolliert die Wirklichkeit einer Wanderarbeiterin auf dem Weltmarkt und setzt der Ohnmacht entfremdeter Arbeit eine Poesie der Selbstermächtigung entgegen. James Noël, der das Handwerk des Glasers erlernt hat, kartografiert in seinen Gedichten eine weltweite »Migration der Mauern«. Sukirtharani kämpft im Namen der »Unberührbaren«, der Dalit, und der unterdrückten Frauen Indiens mit ihrer Poesie gegen die Kastengesellschaft. Lionel Fogarty, »the greatest living Australian poet« (John Kinsella), ist seit seiner Jugend Sprecher und Aktivist der Murri Community. Seine Gedichte richten sich gegen die Auslöschung der indigenen Sprachen und durchlöchern die englische Sprache der Kolonisatoren.
Moderation: Christian Filips
Die deutschen Übersetzungen lesen Philipp Plessmann und Katharina Schmalenberg. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt.
In Kooperation mit der Stadtbibliothek Köln.
* Zheng Xiaoqiong wird mit einer digitalen Lesung vertreten sein.
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